Neues Immunsuppressivum bei Lupus-Nephritis |
Brigitte M. Gensthaler |
05.04.2023 07:00 Uhr |
In der Schwangerschaft und bei Frauen im gebärfähigen Alter, die nicht verhüten, wird das Medikament nicht empfohlen. Bei stillenden Frauen ist zu entscheiden, ob sie abstillen oder auf Voclosporin verzichten sollen.
Patienten unter immunsuppressiver Therapie müssen in vielerlei Hinsicht gut überwacht werden. Da Immunsuppressiva das Hautkrebsrisiko erhöhen, sollten sie sich vor zu viel Sonnenlicht schützen. Zudem sollten sie engmaschig auf Infektionen überwacht werden. Es besteht ein erhöhtes Risiko für Neurotoxizität. Der Arzt sollte regelmäßig die Nierenfunktion sowie den Serumkaliumspiegel überprüfen. Die Kombination von Voclosporin mit Arzneimitteln, die das QTC-Intervall am Herzen verlängern, kann zu einer klinisch signifikanten Verlängerung dieses Intervalls führen.
Immunsuppressiva wie Voclosporin können die Reaktion auf Impfungen beeinflussen. Die Anwendung von abgeschwächten Lebendimpfstoffen ist zu vermeiden.
Die Lupus-Nephritis ist eine schwere Manifestation des systemischen Lupus erythematodes. In der Behandlung kommt beispielsweise der Antikörper Belimumab zum Einsatz. Der Neuling Voclosporin ist hierzulande nun die erste orale zugelassene Therapieoption. Die Einführung einer einfacher zu applizierenden Darreichungsform spricht bereits für die Einstufung als Schrittinnovation.
Dagegen ist das Wirkprinzip von Voclosporin nicht neu. Es handelt sich um ein Ciclosporin-Analogon und einen Calcineurin-Hemmer. Daher wäre die Einstufung als Sprunginnovation zu hoch gegriffen. Voclosporin als Analogpräparat zu bezeichnen, wäre andererseits aber auch nicht gerecht. Denn die Studienergebnisse zeigen, dass die Hinzunahme von Voclosporin zu Mycophenolat-Mofetil (MMF) und niedrig dosierten Corticoiden im Vergleich zur Behandlung mit MMF und niedrig dosierten Corticoiden allein etwas bringt und sie für viele Betroffene einen therapeutischen Fortschritt bedeutet. Summa summarum ist Voclosporin vorläufig als typische Schrittinnovation einzustufen. Ob weitere denkbare Indikationen für das Ciclosporin-Analogon im Laufe der Zeit hinzukommen werden, bleibt abzuwarten.
Sven Siebenand, Chefredakteur