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Datopotamab Deruxtecan

Neues Antikörper-Wirkstoff-Konjugat bei Brustkrebs

Für Patientinnen mit HR+/HER2--Brustkrebs im fortgeschrittenen Stadium gibt es eine neue Therapieoption: das Antikörper-Wirkstoff-Konjugat Datopotamab Deruxtecan. Es ähnelt stark dem seit vier Jahren verfügbaren Konkurrenten Sacituzumab Govitecan.
Annette Rößler
01.07.2025  07:00 Uhr

Jährlich erkranken in Deutschland rund 74.500 Frauen und 700 Männer neu an Brustkrebs. In 75 Prozent der Fälle ist der Tumor Hormonrezeptor-positiv. Den Rezeptor für den Wachstumsfaktor HER2 exprimieren etwa 15 Prozent der Tumoren. Weist der Tumor Hormonrezeptoren, aber keine HER2-Rezeptoren auf, spricht man von einem HR+/HER2--Brustkrebs.

Zur Behandlung von Betroffenen mit dieser Krebsart ist Datopotamab Deruxtecan (Datroway® 100 mg Pulver für ein Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung, Daiichi Sankyo) bestimmt. Der Tumor muss inoperabel oder metastasiert sein und die Patienten müssen zuvor bereits eine endokrine Therapie und mindestens eine Chemotherapie-Linie im fortgeschrittenen Stadium erhalten haben. Das neue Präparat wird als Monotherapie gegeben und mit 6 mg/kg Körpergewicht dosiert. Patienten, die mehr als 90 kg wiegen, erhalten maximal 540 mg.

Als Antikörper-Wirkstoff-Konjugat bindet Datopotamab Deruxtecan an das Trophoblasten-Zelloberflächen-Antigen-2 (Trop-2) auf Tumorzellen, wird internalisiert und intrazellular in seine Bestandteile zerlegt. Die Wirkstoff-Komponente Deruxtecan (DXd) ist ein Topoisomerase-I-Inhibitor, der DNA-Schäden und schließlich den apoptotischen Zelltod verursacht. Sacituzumab Govitecan (Trodelvy®) hat den identischen Wirkmechanismus. Als letzteres Präparat 2021 auf den Markt kam, war dies ein neuer Ansatz, weshalb der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) ihm einen beträchtlichen Zusatznutzen attestierte.

Die Behandlung mit Datopotamab Deruxtecan erfolgt intravenös alle drei Wochen und wird so lange fortgesetzt, bis die Erkrankung fortschreitet oder eine nicht akzeptable Toxizität auftritt. Diverse Nebenwirkungen können eine Verlängerung des Dosisintervalls, eine Dosisreduktion auf zunächst 4 mg/kg (maximal 360 mg) und schließlich 3 mg/kg (höchstens 270 mg) erforderlich machen. Wurde die Dosis einmal reduziert, darf sie anschließend nicht wieder erhöht werden.

Prämedikation und Antiemese

Um die Verträglichkeit zu verbessern, wird vor jeder Infusion von Datopotamab Deruxtecan eine Prämedikation mit einem Antihistaminikum und Paracetamol empfohlen, Corticosteroide sind zusätzlich erlaubt. Zur Antiemese werden bedarfsabhängig Dexamethason, 5-HT3-Antagonisten und NK1-Rezeptorantagonisten empfohlen.

Stomatitis ist die häufigste Nebenwirkung von Datopotamab Deruxtecan. Deshalb wird Patienten zusätzlich zu einer guten Mundhygiene bereits prophylaktisch die viermal tägliche Anwendung einer steroidhaltigen Mundspülung (zum Beispiel Dexamethason orale Lösung 0,1 mg/ml) empfohlen. Ebenfalls sehr häufig sind okuläre Nebenwirkungen einschließlich Keratitis. Um dem vorzubeugen, sollten Patienten mehrmals täglich konservierungsmittelfreie befeuchtende Augentropfen verwenden und keine Kontaktlinsen tragen.

Patienten sollten zudem darauf hingewiesen werden, dass sie sich bei Husten, Atemnot, Fieber und/oder neuen oder sich verschlechternden Atemwegssymptomen sofort bei ihrem Arzt melden sollen. Diese Symptome können nämlich auf eine interstitielle Lungenerkrankung (ILD) hindeuten, die als Nebenwirkung der Behandlung auftreten und tödlich verlaufen kann.

Die Anwendung von Datopotamab Deruxtecan während der Schwangerschaft und bei Frauen im gebärfähigen Alter, die nicht verhüten, wird nicht empfohlen. Während der Behandlung und für mindestens sieben Monate nach der letzten Dosis müssen Frauen zuverlässig verhüten. Männliche Patienten dürfen während der Behandlung und für mindestens vier Monate darüber hinaus kein Kind zeugen. Frauen dürfen erst einen Monat nach Beendigung der Behandlung mit dem Stillen beginnen.

Verlängerung des progressionsfreien Überlebens

Zulassungsrelevant waren die Ergebnisse der offenen Studie TROPION-Breast01 mit 723 weiblichen und 9 männlichen Teilnehmern mit inoperablem oder metastasiertem HR+/HER2--Brustkrebs. Sie wurden im Verhältnis 1:1 randomisiert auf eine Therapie mit Datopotamab Deruxtecan oder eine Chemotherapie nach Wahl des Arztes. Bis zum Fortschreiten der Erkrankung wurde alle sechs Wochen eine Tumorbildgebung durchgeführt. Der duale primäre Wirksamkeitsendpunkt waren das progressionsfreie Überleben (PFS) und das Gesamtüberleben (OS).

Eine Überlegenheit des neuen Präparats zeigte sich lediglich beim PFS: Dieses betrug im Median unter Chemotherapie 4,9 Monate und unter Datopotamab Deruxtecan 6,9 Monate – ein statistisch signifikanter Unterschied. Das OS war unter Datopotamab Deruxtecan dagegen nur unbedeutend länger als unter Chemotherapie (median 18,6 versus 18,3 Monate).

Zu den sehr häufigen Nebenwirkungen zählten Stomatitis Übelkeit/Erbrechen, Ermüdung/Fatigue, Alopezie, Obstipation oder Diarrhö, trockenes Auge/Keratitis, Blutbildungsstörungen und Leberwerterhöhungen.

Datopotamab Deruxtecan wird mit Wasser für Injektionszwecke rekonstituiert und dann in 100 ml 5-prozentiger Glucoselösung verdünnt (kein NaCl).

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