Neues Antikörper-Wirkstoff-Konjugat bei Brustkrebs |
Annette Rößler |
01.07.2025 07:00 Uhr |
Um die Verträglichkeit zu verbessern, wird vor jeder Infusion von Datopotamab Deruxtecan eine Prämedikation mit einem Antihistaminikum und Paracetamol empfohlen, Corticosteroide sind zusätzlich erlaubt. Zur Antiemese werden bedarfsabhängig Dexamethason, 5-HT3-Antagonisten und NK1-Rezeptorantagonisten empfohlen.
Stomatitis ist die häufigste Nebenwirkung von Datopotamab Deruxtecan. Deshalb wird Patienten zusätzlich zu einer guten Mundhygiene bereits prophylaktisch die viermal tägliche Anwendung einer steroidhaltigen Mundspülung (zum Beispiel Dexamethason orale Lösung 0,1 mg/ml) empfohlen. Ebenfalls sehr häufig sind okuläre Nebenwirkungen einschließlich Keratitis. Um dem vorzubeugen, sollten Patienten mehrmals täglich konservierungsmittelfreie befeuchtende Augentropfen verwenden und keine Kontaktlinsen tragen.
Patienten sollten zudem darauf hingewiesen werden, dass sie sich bei Husten, Atemnot, Fieber und/oder neuen oder sich verschlechternden Atemwegssymptomen sofort bei ihrem Arzt melden sollen. Diese Symptome können nämlich auf eine interstitielle Lungenerkrankung (ILD) hindeuten, die als Nebenwirkung der Behandlung auftreten und tödlich verlaufen kann.
Die Anwendung von Datopotamab Deruxtecan während der Schwangerschaft und bei Frauen im gebärfähigen Alter, die nicht verhüten, wird nicht empfohlen. Während der Behandlung und für mindestens sieben Monate nach der letzten Dosis müssen Frauen zuverlässig verhüten. Männliche Patienten dürfen während der Behandlung und für mindestens vier Monate darüber hinaus kein Kind zeugen. Frauen dürfen erst einen Monat nach Beendigung der Behandlung mit dem Stillen beginnen.
Zulassungsrelevant waren die Ergebnisse der offenen Studie TROPION-Breast01 mit 723 weiblichen und 9 männlichen Teilnehmern mit inoperablem oder metastasiertem HR+/HER2--Brustkrebs. Sie wurden im Verhältnis 1:1 randomisiert auf eine Therapie mit Datopotamab Deruxtecan oder eine Chemotherapie nach Wahl des Arztes. Bis zum Fortschreiten der Erkrankung wurde alle sechs Wochen eine Tumorbildgebung durchgeführt. Der duale primäre Wirksamkeitsendpunkt waren das progressionsfreie Überleben (PFS) und das Gesamtüberleben (OS).
Eine Überlegenheit des neuen Präparats zeigte sich lediglich beim PFS: Dieses betrug im Median unter Chemotherapie 4,9 Monate und unter Datopotamab Deruxtecan 6,9 Monate – ein statistisch signifikanter Unterschied. Das OS war unter Datopotamab Deruxtecan dagegen nur unbedeutend länger als unter Chemotherapie (median 18,6 versus 18,3 Monate).
Zu den sehr häufigen Nebenwirkungen zählten Stomatitis Übelkeit/Erbrechen, Ermüdung/Fatigue, Alopezie, Obstipation oder Diarrhö, trockenes Auge/Keratitis, Blutbildungsstörungen und Leberwerterhöhungen.
Datopotamab Deruxtecan wird mit Wasser für Injektionszwecke rekonstituiert und dann in 100 ml 5-prozentiger Glucoselösung verdünnt (kein NaCl).
Bei der Behandlung von Betroffenen mit HR-positivem, HER2-negativem metastasierten Brustkrebs gab es in der vergangenen Zeit einige Fortschritte. Dennoch gibt es Bedarf an weiteren neuen Therapieoptionen. Eine solche ist das neue Antikörper-Wirkstoff-Konjugat (ADC) Datopotamab Deruxtecan. Allerdings ist dieser Neuling vorerst nur bei den Analogpräparaten zu sehen.
Denn sein Target ist keineswegs neu. Auch die Antikörper-Komponente des ADC Sacituzumab Govitecan zielt auf das Trophoblasten-Zelloberflächen-Antigen-2 (Trop-2) ab und dieses ist bereits seit einigen Jahren im Handel.
Auch in Sachen Indikation bringt Datopotamab Deruxtecan keinen bedeutenden Fortschritt. Beim nicht resezierbaren oder metastasierenden HR+/HER2--Brustkrebs müssen die Betroffenen zuvor eine endokrine Therapie und mindestens eine Chemotherapielinie im fortgeschrittenen Stadium erhalten haben. Bei Sacituzumab Govitecan sind es neben endokriner Therapie mindestens zwei zusätzliche systemische Therapien bei fortgeschrittener Erkrankung. Dafür ist dieses ADC aber auch beim nicht resezierbaren oder metastasierten dreifach negativen Mammakarzinom zugelassen.
Einen direkten Vergleich der beiden ADC gibt es nicht. Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass es gut ist, eine weitere Therapieoption bei dieser Krebsart zur Verfügung zu haben – die gegebenenfalls auch schon etwas früher zum Einsatz kommen kann. Einen bedeutenden Fortschritt bringt dieser Neuling aber nicht.
Sven Siebenand, Chefredakteur