Neuer Wirkstoff in der Pipeline |
Sven Siebenand |
14.06.2019 12:03 Uhr |
Der neue Wirkstoff Acalabrutinib, der sich unter anderem für die Behandlung der chronischen lymphathischen Leukämie eignet, hat in Studien überzeugende Ergebnisse geliefert. / Foto: Adobe Stock /Zerbor
In Kombination mit dem CD20-Antikörper Obinutuzumab zeigte der in Deutschland noch nicht zugelassene Wirkstoff Acalabrutinib eine signifikante Verlängerung des progressionsfreien Überlebens (PFS), dem primären Endpunkt der Studie ELEVATE-TN1, im Vergleich zur Chemotherapie-basierten Kombination aus Chlorambucil und Obinutuzumab. Die Studie erreichte darüber hinaus einen zentralen sekundären Endpunkt: Acalabrutinib zeigte auch als Monotherapie eine signifikante Verbesserung des PFS im Vergleich zu der oben genannten Chemotherapie-Kombination. Laut Astra-Zeneca werden auch diese Ergebnisse als Grundlage für die Einreichung von Zulassungsanträgen dienen. Bereits im Mai hatte das Unternehmen positive Daten aus einer anderen Phase-III-Studie, ASCEND, veröffentlicht. Derzeit laufen noch weitere Studien mit dem Wirkstoff im Bereich CLL.
Acalabrutinib wird jedoch nicht nur für die CLL-Behandlung entwickelt, sondern soll auch bei anderen B-Zell-Neoplasien eingesetzt werden, etwa beim Mantelzelllymphom (MCL), bei Morbus Waldenström oder dem Multiplen Myelom. Im Jahr 2017 erhielt Acalabrutinib (Calquence®) die beschleunigte Zulassung der US-Arzneimittelbehörde FDA für die Behandlung von vorbehandelten erwachsenen Patienten mit MCL. Weitere Studien müssen jedoch den klinischen Nutzen belegen.
Wie wirkt Acalabrutinib? Es handelt sich um einen Inhibitor der Bruton-Tyrosinkinase (BTK). Er bindet kovalent an das Enzym und hemmt dadurch dessen Aktivität. In B-Zellen führt die BTK-Signalkaskade zur Aktivierung von Wegen, die für die Proliferation, den Transport, die Chemotaxis sowie die Adhäsion von B-Zellen erforderlich sind. Dieser Wirkmechanismus ist nicht neu und bereits von einem anderen Kinasehemmer bekannt: Ibrutinib (Imbruvica®) ist ein bereits zugelassener BTK-Inhibitor. Auch er kommt bei CLL, MCL und Morbus Waldenström zum Einsatz.