Neuer MEK-Hemmer im Handel |
| Annette Rößler |
| 11.11.2025 07:00 Uhr |
Wechselwirkungen sind möglich mit Induktoren oder Hemmern der Enzyme Uridindiphosphat-Glucuronosyltransferase (UGT) und Carboxylesterase (CES). So ist Vorsicht geboten bei gleichzeitiger Anwendung von Mirdametinib mit Probenecid oder Diclofenac (UGT-Inhibitoren) und Rifampicin (UGT-Induktor).
Mirdametinib darf in der Schwangerschaft nicht angewendet werden. Weibliche und männliche Patienten im fortpflanzungsfähigen Alter müssen während der Behandlung und für sechs beziehungsweise drei Monate nach der letzten Dosis wirksam verhüten, Frauen zusätzlich zu systemisch wirksamen hormonellen Kontrazeptiva auch mit einer Barrieremethode. Das Stillen soll während der Behandlung unterbrochen und erst eine Woche nach der letzten Dosis wieder fortgesetzt werden.
Ausschlaggebend für die Zulassung waren die Ergebnisse der multizentrischen, unverblindeten, einarmigen Phase-II-Studie ReNeu, an der 58 Erwachsene und 56 Kinder ab zwei Jahren mit NF1 und symptomatischen, inoperalen PN teilnahmen. Der primäre Wirksamkeitsendpunkt, die bestätigte objektive Ansprechrate (ORR), betrug in der erwachsenen Kohorte 41 Prozent und in der pädiatrischen Kohorte 52 Prozent. Dabei handelte es sich in allen Fällen um ein partielles Ansprechen.
Die mediane Dauer des Ansprechens (sekundärer Endpunkt) war zum Zeitpunkt der Auswertung noch nicht erreicht. Von den Respondern sprachen unter den Erwachsenen 88 Prozent mindestens zwölf Monate lang auf die Therapie an (Kinder: 90 Prozent) und 50 Prozent mindestens 24 Monate (Kinder: 48 Prozent).
Der Fortschritt von Mirdametinib liegt nicht im Wirkprinzip. Es handelt sich um einen weiteren MEK-Inhibitor. Davon gibt es nun schon einige. Gibt es einen Fortschritt in Sachen Anwendungsgebiet? Nur einen kleinen. Denn der ebenfalls zur Behandlung von plexiformen Neurofibromen bei Neurofibromatose Typ 1 zugelassene MEK-Hemmer Selumetinib hat kürzlich die EU-Zulassungserweiterung für die Behandlung bei Erwachsenen erhalten. Schon vorher durfte er bei Kindern ab drei Jahren zum Einsatz kommen. Mirdametinib kommt dagegen bei Erwachsenen und bei Kindern ab einem Alter von zwei Jahren infrage – also ein Jahr früher. Letztgenannter Vorteil reicht nicht aus, um Mirdametinib als wirklichen Therapiefortschritt anzusehen.
Die vorläufige Einstufung als Schrittinnovation lässt sich aber damit begründen, dass das Mirdametinib-haltige Präparat Ezmekly® auch in Form von Tabletten zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen auf dem Markt ist. Für Patienten, die nicht in der Lage sind, Kapseln zu schlucken, ist das ein Vorteil.
Ein Head-to-Head-Vergleich der beiden MEK-Inhibitoren existiert bislang nicht, sodass man nicht sagen kann, welcher möglicherweise wirksamer ist. Fakt ist auch, dass die Therapie in beiden Fällen ein engmaschiges Monitoring erfordert, etwa von Herzfunktion und Augengesundheit. Denn beide MEK-Hemmer sind wirksam, aber nicht frei von Nebenwirkungen.
Sven Siebenand, Chefredakteur