Neuer Kinasehemmer bei Lungenkrebs |
Annette Rößler |
25.02.2025 08:45 Uhr |
Um venösen Thromboembolien (VTE) vorzubeugen, sollen Patienten, die mit Lazertinib/Amivantamab behandelt werden, antikoaguliert werden. Sie sollen entweder ein direktes orales Antikoagulans (DOAK) oder ein niedermolekulares Heparin erhalten, aber keinen Vitamin-K-Antagonisten.
Patienten sollten dazu angehalten werden, ihre Sonnenexposition während der Therapie und für zwei Monate im Anschluss einzuschränken. Sie sollten außerdem trockene Hautstellen mit einer alkoholfreien, emollenzienhaltigen Hautpflegecreme eincremen. Beides dient zur Vorbeugung von Haut- und Nageltoxizität. Falls solche Reaktionen auftreten, sollen topische Corticosteroide sowie topische und/oder orale Antibiotika angewendet werden. Entsprechende Rezepte sollten Patienten bei Therapiebeginn vorliegen, um im Bedarfsfall schnell reagieren zu können.
Vorsicht ist geboten bei terminaler Niereninsuffizienz, schwerer Leberfunktionsstörung und bei gleichzeitiger Anwendung mit bestimmten anderen Arzneimitteln. Lazertinib wird primär durch Glutathion-Konjugation sowie über CYP3A4 metabolisiert. Die gleichzeitige Anwendung mit moderaten CYP3A4-Induktoren, mit anderen CYP3A4-Substraten mit enger therapeutischer Breite sowie mit CYP1A2-Substraten und mit BCRP-Substraten mit enger therapeutischer Breite sollte daher mit Vorsicht erfolgen. Die gleichzeitige Anwendung mit starken CYP3A4-Induktoren sollte vermieden werden.
Lazertinib darf in der Schwangerschaft nicht angewendet werden, es sei denn, der Nutzen für die Frau überwiegt die Risiken für den Fetus. Frauen im gebärfähigen Alter müssen während der Behandlung und für drei Wochen danach zuverlässig verhüten; sie sollen in dieser Zeit auch nicht stillen. Männliche Patienten mit Partnerinnen im gebärfähigen Alter sollen während der Behandlung und für drei Wochen danach kein Kind zeugen.
Ausschlaggebend für die Zulassung waren Ergebnisse der noch laufenden Phase-III-Studie MARIPOSA (NCT04487080). In dieser wurden 1074 Patienten im Verhältnis 2:2:1 randomisiert jeweils einer von drei Behandlungen zugewiesen: Lazertinib plus Amivantamab, Osimertinib allein oder Lazertinib allein. Alle Arzneistoffe wurden wie empfohlen dosiert. Die Patienten hatten ein lokal fortgeschrittenes oder metastasiertes NSCLC mit einer der beiden common Mutations (60 Prozent Exon-19-Deletion, 40 Prozent Exon-21-L858R-Mutation); 62 Prozent waren weiblich und 69 Prozent hatten nie geraucht.
Die Behandlung mit Lazertinib/Amivantamab führte verglichen mit den beiden Monotherapien zu einer statistisch signifikanten Verlängerung des progressionsfreien Überlebens (PFS). Dies war der primäre Endpunkt der Studie. Das PFS betrug im Median unter Lazertinib/Amivantamab 23,7 Monate, unter Osimertinib 16,6 Monate und unter Lazertinib 18,5 Monate.
Die häufigsten Nebenwirkungen von Lazertinib waren Ausschlag (89 Prozent), Nageltoxizität (71 Prozent), Hepatotoxizität (47 Prozent), Stomatitis (43 Prozent), VTE (37 Prozent) und Parästhesie (34 Prozent). Als häufigste schwerwiegende Nebenwirkungen traten VTE (11 Prozent), Pneumonie (4 Prozent) Ausschlag (3,1 Prozent) und interstitielle Lungenerkrankung/Pneumonitis (2,9 Prozent) auf.
Der Wirkmechanismus von Lazertinib ist fernab davon, neu zu sein. EGFR-Inhibitoren gibt es schon eine ganze Reihe. Beispielsweise Osimertinib ist ein anderer Wirkstoff dieser Gruppe mit einem zu Lazertinib sehr ähnlichen Profil. Auch das derzeitige Einsatzgebiet bringt keinen Fortschritt. Man kann also Lazertinib gut mit Osimertinib vergleichen.
Die neue Kombination aus Lazertinib und Amivantamab wurde in der MARIPOSA-Studie gegen Osimertinib allein beziehungsweise Lazertinib allein getestet. Hier zeigte sich, dass die Kombination das progressionsfreie Überleben (PFS) verlängerte. Die beiden Monotherapien unterschieden sich beim PFS allerdings nicht bedeutend (16,6 versus 18,5 Monate). Letzteres ist ein weiterer Hinweis darauf, dass der Kinasehemmer für sich betrachtet kein bedeutender Fortschritt ist und er vorläufig als Analogpräparat einzustufen ist.
Für Patienten ist sicher vorteilhaft, dass sie mit der Kombination aus Lazertinib und Amivantamab ein neues Chemotherapie-freies Therapieregime in dieser Indikation zur Verfügung haben. Kürzlich hat die EU-Kommission auch der subkutanen Gabe von Amivantamab in Kombination mit der oralen Lazertinib-Gabe zugestimmt. Insofern wäre ein Vergleich dieser Kombination mit Osimertinib plus Pemetrexed und platinhaltige Chemotherapie sehr interessant.
Sven Siebenand, Chefredakteur