Neuer Antikörper bei unkontrolliertem Asthma |
Brigitte M. Gensthaler |
02.12.2022 07:00 Uhr |
Die häufigsten Nebenwirkungen sind Pharyngitis, Arthralgie, Hautausschlag und Reaktionen an der Injektionsstelle, zum Beispiel Erytheme, Schwellungen und Schmerzen (3,8 Prozent unter Tezepelumab).
Jegliche Anaphylaxie in der Anamnese kann ein Risikofaktor für eine Anaphylaxie unter Tezepelumab sein. Diese Patienten sollten für einen angemessenen Zeitraum nach der Injektion überwacht werden.
Das Zytokin TSLP kann bei der Immunantwort gegen manche Helminthosen (Wurmerkrankungen) involviert sein. Da nicht bekannt ist, ob Tezepelumab die Immunantwort eines Menschen mit Wurmbefall beeinflussen kann, sollten infizierte Patienten vor Therapiebeginn anthelminthisch behandelt werden.
Patienten, die das Biologikum spritzen, sollten keine attenuierten Lebendimpfstoffe bekommen.
Mangels Daten sollte der Antikörper in der Schwangerschaft vermieden werden. In der Stillzeit ist eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung erforderlich. Laut Fachinformation kann Tezepelumab während der Stillzeit angewendet werden, wenn dies aus klinischer Sicht notwendig ist.
Das Medikament ist im Kühlschrank (2 bis 8 Grad Celsius) zu lagern. Die Patienten können die Packung für maximal 30 Tage bei Raumtemperatur (20 bis 25 °C) aufbewahren.
Tezepelumab ist nicht das erste Biologikum zur Behandlung von schwerem Asthma. Dennoch kann der Antikörper vorläufig als Sprunginnovation betrachtet werden. Dafür gibt es verschiedene Gründe. So weist Tezepelumab ein ganz neues Target auf und ist der erste TSLP-Antikörper überhaupt. Das Ziel TSLP ist deshalb so interessant, weil es ein Zytokin an der Spitze verschiedener Entzündungskaskaden ist und daher einer breiten Patientenpopulation einen potenziellen Nutzen verspricht. Auch die bisherigen Studiendaten legen das nahe und rechtfertigen die Einstufung bei den Sprunginnovationen. So konnte eine deutliche Reduktion der Asthma-Exazerbationsrate gezeigt werden.
Gut auf ein anderes Biologikum eingestellte Patienten müssen sicher nicht auf Tezepelumab umgestellt werden. Aber es gibt eine Reihe von Patienten, die trotz Therapie nicht gut kontrolliert sind. Und aufgrund der Komplexizität von schwerem Asthma zeigen viele Patienten unklare oder verschiedene Entzündungstreiber und eignen sich nicht für aktuell verfügbare Biologika oder sprechen nicht auf diese an. Das könnte der Markt für Tezepelumab werden. Der Antikörper ist zum Beispiel für Patienten mit niedrigen Biomarker-Spiegeln, bei denen die Einschlusskriterien für bisherige Antikörper nicht erfüllt sind, eine Überlegung wert. Ebenfalls könnten Mediziner bei einem gemischten Asthma-Phänotyp mit mehreren Entzündungstreibern über eine Therapie mit Tezepelumab nachdenken.
Sehr spannend dürfte auch die weitere Entwicklung des neuen Antikörpers werden: Kann man diesen Antikörper auch schon frühzeitig einsetzen, bevor sich schweres Asthma überhaupt entwickelt hat? Wie wirksam ist Tezepelumab in anderen Indikationen, etwa bei Neurodermitis, COPD oder chronischer Rhinosinusitis? Das sind bisher offene Fragen, auf die es in den kommenden Jahren Antworten geben wird.
Sven Siebenand, Chefredakteur