Neue Zahlen bestätigen Sicherheit von Impfstoffen |
Carolin Lang |
02.04.2020 10:00 Uhr |
Die Impfung mit Lebendimpfstoffen ist in der Schwangerschaft prinzipiell kontrainidiziert. Dennoch kommt es immer wieder kurz vor der Empfängnis oder unwissentlich in der Frühschwangerschaft zur Impfung mit Röteln- oder Mumps-Masern-Rötelnimpfstoffen. Geht damit ein Risiko für eine iatrogene kongenitale Rötelnembryopathie (Congenital Rubella Syndrome, CRS) einher? Dieser Frage gingen Experten des PEI in einem systematischen Review mit Metaanalyse nach.
In dieser systematischen Übersichtsarbeit wurden insgesamt 42 Studien einbezogen, die die Inzidenz von CRS nach versehentlicher Rötelnimpfung in der Schwangerschaft untersuchten. Diese wurden in den USA, in Europa, im Iran und in Lateinamerika durchgeführt. In keiner Studie wurde ein Fall eines bestätigten CRS identifiziert.
Es gibt demnach keine Hinweise darauf, dass CRS durch Lebendimpfstoffe mit Rötelnviren verursacht wird. Eine Infektion des Fetus durch das Impfvirus über die Plazenta kann vorkommen, dies sei allerdings klinisch nicht relevant für das Neugeborene.
Wichtige Limitationen der Übersichtsarbeit sind unter anderem kleine Fallzahlen, das Fehlen einer Vergleichsgruppe, die Nichtverfügbarkeit von Informationen hinsichtlich einer potenziellen vorbestehenden Immunität der Frauen gegenüber Röteln sowie die Tatsache, dass der überwiegende Teil der Daten aus einer Region, nämlich Lateinamerika, stammt.
Die Daten bestätigen aus Sicht des PEIs trotzdem die derzeitigen Empfehlungen, dass eine versehentliche Impfung während der Schwangerschaft keine Indikation für einen Schwangerschaftsabbruch ist. Das kongenitale Rötelnsyndrom wird durch die Impfung wirksam verhindert, sodass das Nutzen-Risiko-Verhältnis eindeutig zugunsten der Impfung ausfällt.
Dieses Ergebnis ist auch vor dem Hintergrund des seit dem 1. März 2020 geltenden Masernschutzgesetzes von Interesse, da die Impfung gegen Masern mit Kombinationsimpfstoffen gegen Mumps, Masern und Röteln und gegebenenfalls Varizellen erfolgt.