Neue Therapien mit längerer Wirkdauer |
Brigitte M. Gensthaler |
10.06.2022 07:00 Uhr |
Für die trockene Form der AMD, die sogenannte geographische Atrophie, gibt es noch kein zugelassenes Medikament. »Diese AMD-Form würden wir alle bekommen, wenn wir nur alt genug werden; sie führt zur Erblindung«, berichtete Holz.
»Jetzt gibt es erstmals positive Studiendaten mit dem Komplement-hemmenden Protein Pegcetacoplan, das ins Auge gespritzt wird.« Das Komplementsystem spiele eine wichtige Rolle bei der Entstehung der AMD. In einer Phase-II-Studie konnte die monatliche oder zweimonatliche intravitreale Injektion von 15 mg Pegcetacoplan das Fortschreiten der Degeneration retinaler Zellen gegenüber einer Scheininjektion verlangsamen (»Ophthalmology«, DOI: 10.1016/j.ophtha.2019.07.011). Dabei werde zwar die zentrale Sehschärfe nicht verbessert, aber der Bereich der Makula als Stelle des schärfsten Sehens länger geschützt, informierte der Augenarzt. Allerdings traten unter Verum dosisabhängig häufiger makuläre Neovaskularisationen (exudative AMD) auf.
Pegcetacoplan ist seit April 2022 in der EU zugelassen, und zwar für Patienten mit der sehr seltenen Erkrankung paroxysmale nächtliche Hämoglobinurie. Der Komplement-C3-Inhibitor muss in dieser Indikation regelmäßig subkutan infundiert werden.
Für beide AMD-Spätformen werden auch Gentherapien erprobt, bei denen eine einmalige Behandlung lebenslang wirken soll. Mit Voretigen Neparvovec (Luxturna®) gibt es bereits ein gentherapeutisches Arzneimittel in der Ophthalmologie; es ist seit 2019 zugelassen zur Behandlung einer schweren erblichen Netzhautdegeneration, die auf einem bestimmten Gendefekt beruht.