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Migräne

Neue Leitlinie, aber schon veraltet

Die aktualisierte S1-Leitlinie zur Therapie und Prophylaxe von Migräneattacken ist noch jung; sie wurde im April veröffentlicht. Trotzdem ist sie teilweise schon veraltet, denn die gerade erst zugelassenen Antikörper gegen das Calcitonin Gene-related Peptide (CGRP) erwähnt sie nicht. In der Pharma-World auf der Expopharm gab Professor Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz von der Goethe-Universität Frankfurt ein Update zur Migränetherapie.
Annette Mende
10.10.2018  16:20 Uhr

Migränekopfschmerz lässt sich anhand bestimmter Symptome relativ gut identifizieren. Zwei der folgenden Kriterien sollen erfüllt sein: der Schmerz ist einseitig, pulsierend, mittelschwer bis schwer und verstärkt sich bei Bewegung. Wenn zusätzlich noch Übelkeit/Erbrechen und/oder Licht- und Geräuschempfindlichkeit hinzukommen, ist von einer Migräneattacke auszugehen. »Apotheker müssen Migräne sicher von anderen Kopfschmerzformen unterscheiden können, um die Patienten entsprechend zu beraten«, sagte Schubert-Zsilavecz. Das können sie gut, wie eine Untersuchung des Kopfschmerzexperten Professor Dr. Hans-Christoph Diener aus Essen gezeigt habe: Apotheker hätten darin Migräne genauso treffsicher erkannt wie Ärzte.

Ein akuter Migräneanfall sollte in erster Linie mit Acetylsalicylsäure oder einem anderen nicht steroidalen Antirheumatikum (NSAR) behandelt werden. Erst wenn diese Schmerzmittel nicht ausreichend wirken, sollte zu einem Triptan gegriffen werden. Diese unterscheiden sich in ihrer Wirkstärke und Verträglichkeit: »Eletriptan und Rizatriptan sind Metaanalysen zufolge die wirksamsten Triptane«, informierte Schubert-Zsilavecz. Naratriptan wirke am schwächsten, sei aber andererseits am besten verträglich, weshalb es auch als OTC-Mittel erhältlich sei. Apotheker sollten Migränepatienten darauf hinweisen, dass sie Triptane nur maximal drei Tage hintereinander und an nicht mehr als zehn Tagen pro Monat anwenden dürfen, betonte Schubert-Zsilavecz.

Zur Prophylaxe von Migräneattacken werden bislang ausschließlich Arzneistoffe eingesetzt, die eigentlich eine andere Hauptindikation haben: Betablocker wie Metoprolol und Propranolol, der Calciumantagonist Flunarizin, die Antiepileptika Topiramat und Valproinsäure sowie das Antidepressivum Amitriptylin. »Hier besteht Erklärungsbedarf in der Apotheke, damit die Patienten nicht durch den Beipackzettel verunsichert werden«, sagte Schubert-Zsilavecz.

Neu zur Prophylaxe von Migräneattacken sind monoklonale Antikörper, die gegen CGRP beziehungsweise dessen Rezeptor gerichtet sind. »Das Neuropeptid CGRP wirkt stark vasodilatierend und triggert Entzündungsfaktoren. Es ist ein Schlüsselmediator der Migräne«, erklärte Schubert-Zsilavecz. Vor einigen Jahren schon habe er »mit großen Enthusiasmus« über den oralen CGRP-Rezeptorantagonisten Telcagepant berichtet – dessen Entwicklung dann aber aufgrund einer ausgeprägten Hepatotoxizität eingestellt werden musste. Die neuen Antikörper Erenumab (Aimovig®), Galcanezumab (Emgality®) und Fremanezumab hätten dieses Problem nicht. Erenumab ist in der EU bereits zugelassen und kommt voraussichtlich im November auf den Markt, Galcanezumab wurde von der Europäischen Arzneimittelagentur kürzlich zur Zulassung empfohlen.

Welchen Stellenwert die Anti-CGRP-Antikörper haben werden, müsse die Zukunft zeigen. Aufgrund der im Vergleich zu den herkömmlichen Prophylaktika deutlich höheren Kosten werden sie voraussichtlich nur dann zum Einsatz kommen, wenn jene nicht ausreichend gut wirken, glaubt Schubert-Zsilavecz.

Fotos: Imago/Insadco(oben), PZ/Müller (unten)

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