| Theo Dingermann |
| 19.11.2025 18:00 Uhr |
Für Deutschland ergeben sich aus dieser Gemengelage mehrere Implikationen.
Die Erfahrungen aus Australien und UK legen nahe, dass die Hauptlast der stationär zu behandelnden Influenza-Infektionen bei älteren Erwachsenen liegen wird, während Kinder proportional häufiger infiziert werden, aber bei guter Impfquote relativ besser geschützt sind.
Neben der Impfung kommen auch die klassischen nicht pharmakologische Maßnahmen (Maskentragen in hochfrequentierten Innenräumen, verbesserte Lüftung, Testung und Selbstisolation bei Symptomen) als Ergänzung in Betracht, zumal parallel weiterhin eine Covid-19-Aktivität beobachtet wird.
Schließlich unterstreichen die internationalen Berichte die Bedeutung einer robusten virologischen Surveillance. Der Ausfall beziehungsweise die starke Verzögerung nationaler Surveillance-Daten in den USA durch politische und administrative Turbulenzen wird von Fachleuten ausdrücklich als Risiko benannt, weil damit ein wichtiges Frühwarnsystem für Nordamerika und indirekt auch Europa geschwächt ist.
Fazit: Deutschland steht derzeit noch am Beginn der Grippesaison mit niedriger ILI-Aktivität, während in UK, Japan und auf der Südhalbkugel bereits eine von der H3N2 Subklade K geprägte, teils sehr früh einsetzende und intensive Saison zu beobachten ist. Ein relevanter, aber nicht vollständiger Mismatch zwischen Impfstoff und zirkulierender Variante reduziert vor allem bei Erwachsenen die Wirksamkeit, lässt aber insbesondere bei Kindern und hinsichtlich der Verhinderung schwerer Krankheitsverläufe weiterhin einen substanziellen Nutzen der Impfung erwarten.