Neue DiGA zur Ernährungs-Optimierung bei Migräne |
Daniela Hüttemann |
13.10.2022 12:00 Uhr |
Wer regelmäßig unter Migräne-Attacken leidet, sollte auch auf eine ausgewogene Ernährung achten. Vollkornprodukte und Gemüse sind hier eine gute Wahl, da sie einen niedrigen glykämischen Index haben. / Foto: Getty Images/Jay Yuno
Die digitale Gesundheitsanwendung (DiGA) »sinCephalea« des Lübecker Start-ups Perfood zielt darauf ab, die postprandiale Blutzuckerantwort bei Migräne-Patienten zu stabilisieren. Dazu bekommt der Patient auf seine Essvorlieben personalisierte, »alltagstaugliche« Ernährungsempfehlungen, laut Anbieter »auf Grundlage eines Messdaten-basierten und damit objektiven ernährungswissenschaftlichen Ansatzes«. Damit sollen Blutzuckerschwankungen als potenzielle Migräne-Trigger vermieden werden. Empfohlen werden Mahlzeiten mit niedrigem glykämischen Index.
Durch die personalisierten Empfehlungen und eine intuitive Nutzung soll die Therapieadhärenz gesteigert werden. Zudem weist das Unternehmen darauf hin, dass diese ernährungsbasierte Form der Migräne-Prophylaxe im Vergleich zur medikamentösen Vorbeugung keine unerwünschten Arzneimittelwirkungen aufweise.
Migräne kann durch einige Lebensmittel getriggert werden. Die neue DiGA hilft hier, einen Zusammenhang zu erkennen. / Foto: Perfood
Entwickelt wurde die App gemeinsam mit Neurologen und Stoffwechselmedizinern. »Während einer rund zweiwöchigen Testphase entwickelt die Anwendung ein individuelles Ernährungskonzept, das dem Wunsch der Patientinnen und Patienten nach mehr Eigenverantwortung und Unabhängigkeit Rechnung trägt«, erklärt Dr. Torsten Schröder, Chief Medical Officer und Mitgründer von Perfood.
In der Testphase tragen die Patienten laut Pressemitteilung einen Glucosesensor, der kontinuierlich den Gewebezucker analysiert und auf ein Lesegerät überträgt. Zusätzlich führen die Anwender in der App ein Ernährungs- und Symptomtagebuch. Dort können sie auch andere relevante Parameter wie Bewegung, Schlaf und Medikation eintragen. In der Anfangsphase sollen die Patienten verschiedene Testmahlzeiten zu sich nehmen. Am Ende der ersten 14 Tage erhalten die Patienten einen Ernährungsreport. Flankiert wird diese Kernintervention von Wissenslektionen und Tipps zur Migräneprophylaxe.
Erprobt wurde die App von 71 Patienten mit episodischer Migräne, die an mindestens drei Tagen pro Monat unter Attacken litten. Die Anzahl der Kopfschmerztagte konnte nach zwölf Wochen Einhaltung der personalisierten Ernährungsempfehlungen im Durchschnitt um 44 Prozent reduziert werden (im Schnitt um 2,4 Tage). 58 Prozent der Probanden berichteten über eine mindestens 30-prozentige Reduktion. Es kam zu weniger kopfschmerzbedingten Beeinträchtigungen.
Die App wurde nun vorläufig in das DiGA-Verzeichnis des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) aufgenommen. Für eine endgültige Aufnahme muss der Anbieter noch weitere Daten zur klinischen Relevanz nachliefern. Diese werden derzeit mit 834 Patienten an der Universitätsklinik Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, gesammelt.
Weitere DiGA und Apps bei Kopfschmerzen und Migräne haben wir kürzlich in unserem PZ App Check vorgestellt.