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Rekonvaleszenzseren

Neue Daten zum Nutzen bei schwerer Covid-19

Profitieren schwer an Covid-19 Erkrankte von einer Behandlung mit Rekonvaleszenzseren? Die Ergebnisse verschiedener Studien sind nicht einheitlich, sodass diese Frage noch offen bleibt.
AutorKontaktTheo Dingermann
Datum 05.06.2020  12:00 Uhr

Kürzlich wurde auf dem Preprint-Server »MedRxiv« eine Studie publiziert, in der Forscher der Icahn School of Medicine at Mount Sinai, New York City, über ihre Erfahrungen mit Rekonvaleszenzserum zur Behandlung von Patienten berichten, die schwer an Covid-19 erkrankt waren. Die Ergebnisse dieser Studie waren ernüchternd. Die Autoren resümieren, dass eine Behandlung von Covid-19-Patienten mit Rekonvaleszenzserum  potenziell wirksam ist. Allerdings scheinen vor allem nicht intubierte Patienten zu profitieren.

Nun ist eine weitere randomisierte klinische Studie in der Zeitschrift »JAMA« erschienen. Dabei handelt es sich um eine offene, multizentrische, randomisierte klinische Studie, die vom 14. Februar bis zum 1. April 2020 in sieben medizinischen Zentren in Wuhan, China, durchgeführt wurde. Die in die Studie eingeschlossenen 103 Patienten wurden bis zum 28. April 2020 nachbeobachtet. Alle Patienten waren schwer an Covid-19 erkrankt.

Ein kleiner Schönheitsfehler

Ein Schwachpunkt der Studie besteht darin, dass die Studie vorzeitig beendet werden musste, nachdem 103 der geplanten 200 Patienten aufgenommen worden waren. Danach, so die Autoren, war die Epidemie in Wuhan so effektiv unter Kontrolle gebracht worden, dass keine Patienten mehr aufgenommen werden konnten, die die strengen Stratifizierungskriterien für eine Einschluss in die Studie erfüllten. Dieser an sich gute Umstand führte dazu, dass die Studie als »unterpowert« eingestuft werden muss, weshalb keine signifikanten Ergebnisse abgeleitet werden können.

Dennoch waren die Ergebnisse so bemerkenswert, dass JAMA das Manuskript zur Publikation akzeptierte. Von 103 randomisierten Patienten, von denen 58,3 Prozent männlich und die im Schnitt 70 Jahre alt  waren, schlossen 101 die Studie ab. Als primärer Endpunkt wurde die Zeit bis zur klinischen Besserung innerhalb eines Zeitraums von 28 Tagen festgelegt. Die klinische Besserung wurde definiert als Entlassung des Patienten aus der Klinik oder das Erreichen einer Verringerung des Schweregrads der Erkrankung  um 2 Punkte auf einer 6-Punkte-Skala.

Eine klinische Verbesserung trat innerhalb von 28 Tagen bei 51,9 Prozent aller Patienten ein, die mit einem Rekonvaleszenzserum behandelt worden waren. In der Kontrollgruppe lag der Anteil der Besserungen bei 43,1 Prozent . Bei den sehr schwer Erkrankten wurde der primäre Endpunkt bei 91,3 Prozent (21/23) der Patienten, die mit Rekonvaleszenzserum behandelt worden waren, erreicht, gegenüber 68,2 Prozent (15/22) der Patienten aus der Kontrollgruppe.

Patienten mit lebensbedrohlicher Erkrankung erreichten den primären Endpunkt in 20,7 Prozent (6/29) der Fälle, die bei denen mit mit Rekonvaleszenzserum behandelt wurde, gegenüber 24,1 Prozent (7/29) der Fälle aus der Kontrollgruppe.

Es gab keinen signifikanten Unterschied in der 28-Tage-Mortalität (15,7 Prozent versus 24,0 Prozent ) oder der Zeit von der Randomisierung bis zur Entlassung (51,0 Prozent versus 36,0 Prozent ).

Limitationen

Die Autoren weisen selbst auf mehrere Limitationen ihrer Studie hin. So war die Zahl der eingeschlossenen Patienten klein, und die Studie wurde vorzeitig beendet. Wahrscheinlich war die Studie dadurch unterpowert, um tatsächlich einen klinisch relevanten Nutzen einer Therapie mit einem Rekonvaleszenzserum ableiten zu können.

Außerdem lag der Median zwischen dem Einsetzen der Symptome und der Randomisierung bei 30 Tagen, und es ist unklar, ob nicht eine frühere Behandlung einen noch größeren Nutzen gezeigt hätte. Und schließlich handelte es sich um eine offene Studie, und die Abschätzung des Behandlungserfolgs beruhte zu einem gewissen Grad auf subjektive Einschätzungen der behandelnden Ärzte.

Ein weiterer Schwachpunkt , auf den die Autoren hinweisen, besteht darin, dass sich die Standardtherapie in den unterschiedlichen Zentren unterschieden und diese auch nicht sauber protokolliert wurden, was die Ergebnisse möglicherweise beeinflusst haben könnte. Zudem waren die Patienten aus der Kontrollgruppe »nur« mit einer Standardtherapie behandelt worden und hatten kein neutrales Serum erhalten, was sicherlich besser für die vergleichende Auswertung gewesen wäre.

Positivere Bewertung in begleitendem Editorial

Diese sehr kritische Selbsteinschätzung wird jedoch von einer Gruppe von Wissenschaftlern relativiert, die parallel zu der Arbeit ein Editorial verfasst haben. Diese Gruppe um Professor Dr. Arturo Casadevall vom Department of Molecular Microbiology and Immunology der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health in Baltimore, zieht ein wesentlich positiveres Resümee. Sie überschreiben ihr Editorial mit dem Titel: »Eine randomisierte Studie über Rekonvaleszenzplasma für COVID-19 - Potenzielle Hoffnungssignale« und deuten an, dass aus der Arbeit wegen der Unterpowerung zwar keine endgültigen Schlüsse abgeleitet werden dürfen, sie aber zeige, dass sich eine weitere Studie lohne.

Noch sind keine wirklich wirksamen Arzneimittel zur Behandlung schwerer Covid-19-Verläufe verfügbar. Um so wichtiger wäre es, wirklich abschätzen zu können, wie wertvoll der prinzipiell plausible Ansatz einer passiven Immunisierung mit Hilfe von Rekonvaleszenzseren bei schweren Covid-19-Verläufen tatsächlich ist.

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