Neuartiger mRNA-Impfstoff in Europa zugelassen |
Theo Dingermann |
21.02.2025 15:00 Uhr |
Bei Kostaive handelt es sich um ein weißes bis cremefarbenes lyophilisiertes Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung. Der Impfstoff wird in einer Mehrdosen-Durchstechflasche geliefert, deren Inhalt nach Rekonstitution mit 10 ml steriler, 0,9-prozentiger NaCl-Injektionslösung 16 Dosen zu je 0,5 ml ergibt. Eine Einzeldosis enthält 5 µg sa-mRNA Zapomeran. Zum Vergleich: Comirnaty enthält pro Erwachsenendosis 30 µg mRNA und Spikevax® von Moderna 100 µg mRNA. Bei Personen, die bereits mit einem Covid-19-Impfstoff geimpft wurden, soll Kostaive frühestens fünf Monate nach der letzten vorangegangenen Dosis verabreicht werden.
Wie die anderen mRNA-Impfstoffe muss auch Kostaive bei niedrigen Temperaturen aufbewahrt werden. Eine ungeöffnete Durchstechflasche ist zwei Jahre bei –15 °C bis –25 °C haltbar. Vor der Rekonstitution können die Fläschchen bis zu vier Stunden bei Raumtemperatur (bis zu 25 °C) aufbewahrt werden. Nach der Rekonstitution muss die Durchstechflasche vor der Verabreichung gekühlt oder bei Raumtemperatur (bis 25 °C) aufbewahrt werden. Der Impfstoff muss innerhalb von sechs Stunden nach dem ersten Durchstechen des Stopfens verabreicht werden.
Bei Kostaive handelt es sich um den ersten Vertreter eines sa-mRNA-Impfstoffs, der es zur Zulassung gebracht hat. In Japan ist das Präparat bereits seit einem Jahr zugelassen. Wegen des Neuheitsgrades der sa-mRNA Impfstoffe bleiben einige Sicherheitsfragen derzeit noch unbeantwortet. Kritisch gesehen wird das Potenzial dieser Impfstoffe für Rekombination mit zirkulierenden Viren, die auf Alphavirus-Replikasen basieren. Dies könnte theoretisch zu neuen viralen Kombinationen führen.
Unklar ist auch, wie lange die verimpfte sa-mRNA im Körper persistiert. Diese Frage ist komplex, da viele Faktoren eine Rolle spielen, darunter die spezifische mRNA-Sequenz, die Verabreichungsroute, die Dosis und die individuelle Immunantwort des Geimpften. Eine Anfrage der PZ-Redaktion bei dem Hersteller Arcturus Therapeutics zur Persistenz und zu entsprechenden Daten blieb unbeantwortet.
Allgemein wird angenommen, dass mRNA-Moleküle im Körper relativ schnell abgebaut werden. Dieser Abbau erfolgt durch enzymatische Prozesse, die die mRNA in ihre Bestandteile zerlegen. Die Halbwertszeit von mRNA in Zellen kann von einigen Minuten bis zu mehreren Stunden variieren, abhängig von der Art der mRNA und den Bedingungen innerhalb der Zelle.
Selbst verstärkende mRNA-Impfstoffe sind so konzipiert, dass sie eine längere Immunantwort im Körper hervorrufen, indem sie die mRNA innerhalb der Zellen replizieren. Studien haben gezeigt, dass die Immunantworten von sa-mRNA-Impfstoffen bis zu zwölf Monate nach der Impfung anhalten können, was auf eine verlängerte Präsenz und Aktivität der sa-mRNA im Körper hinweist.
Wann der Impfstoff in der EU verfügbar wird, ist noch unklar. Eine Markteinführung in Europa steht einem Bericht des Nachrichtenportals »Pharmaphorum« zufolge jedoch nicht unmittelbar bevor, da CSL Änderungen an der Formulierung von Kostaive vornehmen will, um »den Bedürfnissen der medizinischen Fachkräfte und ihrer Patienten besser gerecht zu werden«, so Jonathan Edelman, Leiter der Abteilung für Impfstoffinnovationen bei CSL. Das Unternehmen sei bestrebt, die »technischen Verbesserungen abzuschließen und diesen innovativen Impfstoff so bald wie möglich in Europa verfügbar zu machen«, fügte er hinzu. Eventuell soll eine Anpassung an aktuell zirkulierende Virusvarianten vorgenommen werden.
Mit der Zulassung des selbst amplifizierenden mRNA-Impfstoffs Zapomeran (Kostaive®) ändern sich die Optionen zum Schutz vor SARS-CoV-2 nicht signifikant. Mag das Prinzip der sa-mRNA auch akademisch interessant sein, einen klinisch relevanten Durchbruch stellen diese Impfstoffe nicht dar.
Im Gegenteil: Die Unsicherheit und die Impfskepsis in der Bevölkerung könnten steigen. Schon jetzt gibt es in einigen Teilen der Bevölkerung die Sorge, dass die herkömmlichen mRNA-Impfstoffe den Organismus nachhaltig mit mRNA »verseuchen«, die dort lange persistiert. Zwar ist nicht zu erklären, warum die etwa 2,2 g RNA, die jeder Menschen täglich neu synthetisiert, nach kurzer Zeit abgebaut werden, die Impf-RNA aber diese enorme Stabilität besitzen soll. Aber dass sa-mRNA stabiler ist als klassische mRNA, liegt auf der Hand. Tatsächlich sind keine zuverlässigen Zahlen bekannt, wie lange die sa-mRNA im Körper nachweisbar und aktiv ist.
Einen nennenswerten Vorteil gegenüber bereits verfügbaren Covid-19-Impfstoffen bietet Kostaive somit nicht. Diesen hätte beispielsweise ein nasal zu applizierender Impfstoff, der eine Schleimhautimmunität erzeugt und damit Infektionen mit SARS-CoV-2 effektiv verhindern kann, nicht nur schwere Verläufe von Covid-19. Ein solcher Impfstoff ist allerdings trotz vieler Anstrengungen derzeit nicht in Sicht.
Professor Dr. Theo Dingermann, Senior Editor