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Genderpharmazie

Nebenwirkungen bei Frauen oft stärker

Eine sichere und wirksame Arzneimitteltherapie berücksichtigt genderspezifische Unterschiede. Wie sich das Geschlecht im Einzelnen auswirkt, ist jedoch noch nicht ausreichend erforscht.
Nicole Schuster
28.05.2024  18:00 Uhr

Arzneimittel überdosiert

Systematisch untersucht haben Forschende der University of Chicago und der University of California in Berkeley, wie häufig Nebenwirkungen bei Frauen und Männern auftreten. Bei 86 untersuchten Medikamenten fanden sie bei Frauen in 96 Prozent der Fälle signifikant mehr UAW als bei Männern. Die Wissenschaftler vermuten, dass die Mittel bei Frauen oft überdosiert sind und die Anwenderinnen daher stärker von Nebenwirkungen betroffen sind (DOI: 10.1186/s13293-020-00308-5).

Die vorgeschriebenen Dosierungen basieren bei den meisten Arzneimitteln auf Studien an männlichen Probanden. Frauen wurden lange Zeit aus klinischen Prüfungen ausgeschlossen, um mögliche negative Auswirkungen auf Schwangerschaft und Fertilität zu vermeiden. Mittlerweile müssen Sponsoren in den Phasen der klinischen Prüfung beide Geschlechter berücksichtigen. Ein Ausschluss von Frauen lässt sich höchstens noch mit der Indikation begründen.

Dennoch ist es fraglich, ob allein biologische Unterschiede die höhere Rate an UAW bei Frauen erklären können. Vermutlich spielen auch soziale Faktoren eine Rolle: Frauen neigen eher dazu, medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen und Medikamente einzunehmen. Ein höherer Arzneimittelkonsum führt zwangsläufig auch dazu, dass mehr Nebenwirkungen auftreten. Möglicherweise berichten Frauen auch häufiger UAW und nehmen diese wegen eines feineren Körpergefühls stärker wahr als viele Männer.

Geschlechterstereotypen und soziale Normen könnten zudem relevant sein, wenn es darum geht, wann ein Umstand als UAW empfunden wird. Frauen erleben möglicherweise Veränderungen wie eine leichte Gewichtszunahme stärker als negativ, während Männer ein paar Kilos mehr vielleicht gar nicht weiter bewerten (DOI: 10.1016/j.socscimed.2023.116385).

Geschlechtsspezifische Unterschiede bedeuten dabei nicht immer einen Nachteil für Frauen. Eine unterschiedliche pharmakologische Wirksamkeit kann sich je nach Parameter mal für das eine und mal für das andere Geschlecht günstig oder ungünstig auswirken. So zeigen etwa Sulfonylharnstoffe die stärkste blutzuckersenkende Wirkung bei nicht adipösen Männern, während Glitazone bei adipösen Frauen effektiver sind. Adipöse Frauen haben ein höheres Risiko für Gewichtszunahme und Ödembildung, wenn sie Glitazone anwenden, und bei Männern wurde unter Glitazonen ein leicht erhöhtes Risiko für Blasenkrebs festgestellt.

Das weibliche Geschlecht kann auch ein Vorteil sein. So zeigte eine Studie, dass Frauen unter einer Therapie mit dem GLP-1-Rezeptoragonisten (GLP-1-RA) Dulaglutid eine stärkere Gewichtsreduktion erzielten als Männer. GLP-1-RA führen allerdings bei Frauen möglicherweise häufiger zu gastrointestinalen Störungen als bei Männern. Metformin führte dagegen in einer Studie bei männlichen Patienten mit Typ-2-Diabetes zu einer effektiveren Senkung des HbA1c-Werts als bei weiblichen, während die Reduktion des Körpergewichts bei Frauen stärker ausgeprägt war.

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