Nachhaltige Diversifizierung der Lieferketten nötig |
»Ich möchte anerkennen, dass die Politik das Problem erkannt hat«, sagte Eder. Das Vorhaben des Bundesgesundheitsministers Professor Karl Lauterbach (SPD) mit dem sperrigen Namen Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz (ALBVVG) sei ein »sinnvoller erster Schritt, aber nicht der große Wurf«. Es beziehe mit Kinderarzneimitteln und heute schon versorgungskritischen Wirkstoffen jedoch nur etwa ein Prozent aller Generika ein. Nach Auffassung seines Unternehmens sollte es dagegen Preisanpassungen und Inflationsausgleiche für alle Generika geben, sagte Eder. Für Arzneimittel mit Versorgungsengpass forderte er ein fünfjähriges Aussetzen von Rabattverträgen. »Es sollte zudem verpflichtend Mehrfachausschreibungen geben, bei denen nicht allein der Preis das Kriterium ist, sondern auch die Diversität der Lieferketten«, sagte er. Wenig hält Eder dagegen von der vom Gesetzgeber vorgesehenen Bevorratungspflicht. »Jeder Hersteller hat typischerweise für drei Monate Vorrat. Ihn mit einer Pönalzahlung zu belegen, wenn sich dieser Bestand plötzlich reduziert, weil es irgendwo in der eigenen oder fremden Lieferkette knirscht, würde die generische Industrie unattraktiver machen und nicht zu einer Anbieterausweitung führen.«
Für jeden Hersteller versorgungskritischer generischer Wirkstoffe kommt es letzten Endes darauf an, im ständigen Zielkonflikt zwischen wettbewerbsfähiger Preisgestaltung und sicherer Arzneimittelversorgung ein Gleichgewicht zu finden. Je stärker die deutsche Gesundheitspolitik ihre bisherige Geringschätzung des Wertes von Generika für das Gesundheitssystem revidiert, desto leichter ließe sich dieser Konflikt in Zukunft lösen.