Mut zur Mutterschaft |
Für die Berliner Neurologin Schmitz sind die Schwangerschaften Reuters keine Ausnahmen, der Großteil solcher Fälle verlaufe komplikationslos. Selbst kleinere Anfälle während der Schwangerschaft verliefen in der Regel folgenlos für das Kind, auch die Geburt sei in der Regel auf natürlichem Weg möglich.
Jule Reuter ist noch heute froh über den Rückhalt ihres Mannes: Da sie wusste, dass Schlafentzug bei ihr Anfälle triggern, habe er die Babys jede Nacht mit abgepumpter Milch gefüttert. Anfälle im Alltag mit einem Säugling können schließlich auch noch gefährlich sein. Der Rat lautet, sicherheitshalber auf dem Boden zu wickeln und das Kind nicht allein zu baden. «Generell hat sich mein Mann vor der ersten Schwangerschaft mehr Gedanken gemacht als ich», sagt Reuter. «Er hatte mich früher mehrfach nach Anfällen auf dem Boden gefunden.»
Schmitz rät, bei einem Kinderwunsch Spezialisten hinzuzuziehen, etwa in Epilepsie-Sprechstunden. Andernorts würden Patientinnen manchmal schlecht beraten, auch vor dem Hintergrund von Vorurteilen und althergebrachten Vorstellungen in der Gesellschaft. Sie erinnert daran, dass Menschen mit Epilepsie in der NS-Zeit zwangssterilisiert wurden – in der Fehlannahme, es sei eine erbliche Erkrankung. Jahrzehnte danach seien es teils auch betroffene Frauen selbst, die sich aus Angst vor Fehlbildungen, sei es durch Anfälle oder durch Medikamente, gegen Nachwuchs entscheiden. Das müsse nicht sein.