Morgen beginnt der »Demovember« – Thüringen startet |
Melanie Höhn |
31.10.2023 13:00 Uhr |
Gründe für das ungebremste Apothekensterben sind aus Sicht des Apothekerverbandes unfaire gesetzliche Rahmenbedingungen, der Nachwuchsmangel und überbordende Bürokratie. »Seit Jahren weisen wir auf die brisante Lage hin. Die Apothekerinnen und Apotheker bemühen sich jeden Tag, die Arzneimittelversorgung trotz widriger Umstände aufrechtzuerhalten«, sagt Andreas Hott, 1. Vorsitzender des Apothekerverbandes Rheinland-Pfalz. In den Gesetzesvorhaben würden die Probleme der öffentlichen Apotheken so gut wie keine Berücksichtigung finden.
Diese Missachtung durch die Politik führe zu einer Destabilisierung der Arzneimittelversorgung in Deutschland. »Immer weniger Apotheken, eine von Engpässen geprägte Patientenversorgung, zehn Jahre Honorar-Stillstand bei den Apotheken und bisher keine Einsicht der Bundesregierung – so kann und darf es nicht weitergehen!« – dies ist laut Hott die Botschaft. Bereits am 14. Juni hatten sich fast alle Apotheken in Rheinland-Pfalz an einem bundesweiten Apotheken-Protesttag beteiligt und die Apotheken geschlossen gehalten.
Kaum ein anderer Berufszweig ist laut Hott auf faire gesetzliche Rahmenbedingungen so angewiesen wie die Apotheken, denn diese können ihre höheren Kosten nicht einfach auf die Verkaufspreise umlegen. Die Arzneimittelpreise und das Apothekenhonorar seien durch die Arzneimittel-Preisverordnung staatlich festgelegt. Die Honorierung der Apotheken orientiere sich weitestgehend nicht am Umsatz, sondern an der Anzahl der abgegebenen Packungen, für die der Gesetzgeber ein Fixum (seit 2013: 8,35 Euro) festlegt. Dieses Fixum habe der Gesetzgeber seit über zehn Jahren nicht angepasst. Damit seien Apotheken von der wirtschaftlichen Entwicklung abgekoppelt. Überdies habe der Gesetzgeber in diesem Jahr das Apothekenhonorar zugunsten der gesetzlichen Kassen sogar befristet um 23 Cent je Packung gekürzt. Die von Karl Lauterbach veröffentlichten Apothekenreformpläne und die beabsichtigte Erleichterung für Filialgründungen (ohne Apotheker, ohne Labor, ohne Nacht- und Notdienst) setzt laut Hott »die Axt an die wirtschaftliche Auskömmlichkeit der Haupt-Apotheken, denen durch derartige Abgabestellen weiter Absatz und Wirtschaftskraft entzogen würde«. Diese Pläne würden zu einer Zwei-Klassen-Versorgung führen.