Modell gegen extreme Arzneimittelpreise |
Lukas Brockfeld |
02.02.2024 16:10 Uhr |
Für die Krankenkassen werden die Arzneimittelkosten zum Problem. Doch wie lassen sich Preise ermitteln, die für die Versicherungen und die Pharmaindustrie akzeptabel sind? Helmut Schröder stellte dazu ein mathematisches Modell vor, das von niederländischen Wissenschaftlern entwickelt wurde.
Der Algorithmus addiert die Ausgaben für Forschung und Entwicklung, die Kosten der Produktion des Arzneistoffes und die für den Vertrieb. Hinzu kommt ein Grundgewinn in Höhe von 8 Prozent der bisherigen Kosten. Unter Umständen kann zusätzlich ein Innovationsbonus von bis zu 40 Prozent der bisherigen Kosten gewährt werden. So berechnete Schröder beispielhaft den Preis einer Hepatitis C Therapie und kam auf 904,94€ pro Patient. Der tatsächliche Herstellerpreis liegt aktuell bei 34.980 Euro.
Das Modell ist nicht ohne Schwächen. Es setzt ein hohes Maß an Transparenz voraus, außerdem werden Faktoren wie teure Fehlschläge bei der Entwicklung neuer Arzneistoffe nicht berücksichtigt. Trotzdem zeigt es, wie eine gerechtere Preisgestaltung aussehen könnte und wie weit man aktuell bei einigen Arzneistoffen davon entfernt ist.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des VdPP-Seminars waren sich weitgehend einig, dass es tiefgreifende Veränderungen braucht. »Wir haben eine kleine Population an Menschen, die sehr hochpreisige Arzneimittel brauchen und eine große Menge an Patienten, die preiswerte Medikamente bekommen. Irgendwann wird sich die Frage stellen, wie wir das Geld reinbekommen«, erläuterte Helmut Schröder. Angesichts der aktuellen Entwicklung befürchtet er, dass das Gesundheitswesen irgendwann priorisieren müsse, sodass einige Menschen nicht mehr die benötigten Behandlungen finanziert bekämen. »In so einen Missklang möchte ich nicht geraten«, stellt der Geschäftsführer des Wissenschaftlichen Instituts der AOK klar.