Milchkonsum als Risikofaktor für Multiple Sklerose |
Christina Hohmann-Jeddi |
21.01.2025 10:30 Uhr |
Den aktuellen Kenntnisstand zum Zusammenhang zwischen MS und Milchkonsum fassten Anfang 2024 Forschende um Caleb R. Morin von der University of Calgary in Kanada im Fachjournal »Multiple Sclerosis and Related Diseases« zusammen (DOI: 10.1016/j.msard.2024.105477). Demnach sind Butyrophilin und Casein die am besten untersuchten Milchbestandteile, die offenbar durch molekulare Mimikry mit MOG oder MAG autoinflammatorische Reaktionen gegen Myelin auslösen können.
Weniger bekannt sei, ob in Milch enthaltene Ganglioside (Oligosaccharide) und die gegen sie gerichteten Antikörper bei MS eine Rolle spielen. Darüber hinaus könnte der hohe Xanthinoxidase-Anteil von Kuhmilch zur MS-Pathogenese beitragen. Die Aktivität des Enzyms, das zur Bildung von reaktiven Sauerstoffspezies und somit zu oxidativem Stress führt, wird durch die Pasteurisierung kaum vermindert. Der oxidative Stress könnte etwa Zell-Zell-Kontakte stören und T-Zellen aktivieren, heißt es in dem Review-Artikel.
Schließlich könnte auch der Gehalt an gesättigten Fetten in der Milch eine Rolle spielen, da der Konsum von gesättigten Fetten und das Auftreten von MS positiv korreliert sind. »In der Tat schließen sich diese Mechanismen nicht gegenseitig aus und können alle den Zusammenhang zwischen Milchkonsum und MS teilweise erklären«, schreiben die Autoren.
Dass mehrere Faktoren in der Milch eine Rolle in der Pathologie der MS spielen könnten, zeige, dass der Zusammenhang noch weiter untersucht werden sollte. Allerdings sei Milchkonsum nur ein Faktor in einem komplexen Geschehen, bei dem auch die genetische Ausstattung, Infektionen und Umweltfaktoren eine Rolle spielen, betonen die Autoren.