Migräneprophylaxe zur Infusion |
Brigitte M. Gensthaler |
10.10.2022 10:00 Uhr |
In klinischen Studien wurden mehr als 2000 Patienten mit Eptinezumab behandelt, davon etwa 1000 über 48 Wochen (vier Dosen). Die häufigsten unerwünschten Ereignisse waren Nasopharyngitis (dosisabhängig 6 und 8 Prozent der Patienten) und Überempfindlichkeitsreaktionen. Schwerwiegende Überempfindlichkeitsreaktionen, einschließlich anaphylaktischer Reaktionen, können innerhalb weniger Minuten nach der Infusion auftreten. Dann muss die Infusion sofort abgebrochen und eine geeignete Therapie eingeleitet werden. Die meisten Reaktionen traten während der Infusion auf und waren nicht schwerwiegend. Probleme an der Infusionsstelle waren selten und etwa gleich häufig unter Placebo und Verum.
In den Studien trat bei etwa 3 Prozent der Patienten, die Eptinezumab erhielten, und bei 2 Prozent der Patienten unter Placebo Erschöpfung/Fatigue auf, am häufigsten am Tag der ersten Infusion.
Patienten mit neurologischen oder kardiovaskulären Erkrankungen in der Anamnese, zum Beispiel Hypertonie oder ischämische Herzkrankheit, waren ebenso von den Studien ausgeschlossen wie Patienten mit nicht kontrollierten oder unbehandelten psychiatrischen Erkrankungen. Für Menschen mit kardiovaskulären Risikofaktoren wie Diabetes mellitus, Kreislauf-Erkrankungen und Hyperlipidämie liegen nur begrenzte Daten zur Sicherheit vor.
Aus Vorsichtsgründen soll Eptinezumab während der Schwangerschaft vermieden werden. Da humanes IgG in den ersten Tagen nach der Geburt in die Muttermilch ausgeschieden wird, ist ein Risiko für den gestillten Säugling nicht auszuschließen. Nach diesen Tagen müssen Nutzen und Risiken sorgfältig abgewogen werden.
Eptinezumab ist nun bereits der vierte monoklonale Antikörper für die Migräneprophylaxe. Hinsichtlich Wirkkonzept gibt es nichts Neues. Auch Eptinezumab hemmt die Wirkung von CGRP im Körper. Identisch ist auch das Einsatzgebiet bei Betroffenen mit mindestens vier Migränetagen pro Monat. Auch die einmalige Gabe pro Quartal birgt kein Alleinstellungsmerkmal, denn auch Fremanezumab ist dafür zugelassen. Einzig die Darreichungsform bietet einen Unterschied zu den Vorgängern: Während die anderen Antikörper subkutan injiziert werden, wird der Neuling intravenös verabreicht. Dass aber viele Patienten eine Infusion in der Praxis einer Injektion zu Hause vorziehen, ist nicht zu erwarten. Vorteilhaft ist einzig ein rascherer Wirkeintritt zu Beginn der Therapie. Insgesamt ist aber vorläufig die Bewertung als Analogpräparat vorzunehmen.
Sven Siebenand, Chefredakteur