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Merkel bittet in Corona-Krise um Geduld

Auch wenn die Ungeduld der Menschen wächst: Die Bundesregierung dämpft die Hoffnung auf eine schnelle Lockerung der Regeln im Kampf gegen das Coronavirus. Die Kanzlerin meldete sich am Samstag mit einer persönlichen Botschaft aus der Quarantäne.
dpa
29.03.2020  11:46 Uhr

Zu Hause bleiben, Kontakte vermeiden – und geduldig bleiben: Kanzlerin Angela Merkel hat die Bürger um weitere Mithilfe im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus gebeten. Angesichts immer noch zu schnell steigender Infektionszahlen stellt die Bundesregierung klar, dass Einschränkungen vorerst bestehen bleiben – bis mindestens 20. April, also eine Woche nach Ostern. Bisher zeigen sich die Menschen überwiegend einsichtig: Trotz Frühlingswetters von der Ostsee bis zu den Alpen musste die Polizei bei Kontrollen nur vereinzelt einschreiten. Polizeiberichten zufolge lag der Schwerpunkt der Kontrollen auf Grünanlagen.

Die Kanzlerin wandte sich am Samstag per Podcast aus der häuslichen Quarantäne an die Bürger: «Niemand kann heute mit gutem Gewissen sagen, er wisse, wie lange diese schwere Zeit anhält.» Noch gebe es keinen Grund, die Regeln zu lockern. «Ich muss Sie bitten, seien Sie geduldig.» Derzeit verdopple sich die Zahl der Neuinfektionen etwa alle fünfeinhalb Tage. Dieser Zeitraum müsse in Richtung von zehn Tagen gehen, um das Gesundheitssystem nicht zu überfordern. «Jeder, der die Regeln befolgt, kann jetzt ein Lebensretter sein.» Weil Merkel Kontakt zu einem infizierten Arzt hatte, bleibt sie derzeit zu Hause. Auch sie freue sich wieder auf «Kontakt und Nähe», sagte sie.

Kanzleramtschef Helge Braun betonte, dass es vor dem 20. April keine Lockerungen geben werde. «Bis dahin bleiben alle Maßnahmen bestehen», sagte der CDU-Politiker dem «Tagesspiegel». Die am 22. März von Merkel und den Ländern beschlossenen Kontaktbeschränkungen seien für mindestens zwei Wochen verhängt worden, sagte Braun. In der kommenden Woche würden Bund und Länder die Entwicklung der Neuinfektionen bewerten, sagte Braun der dpa. Bis heute gebe diese keinen Anlass, eine Aufhebung von Maßnahmen zu erwägen. Leitlinien vom 16. März etwa zur Schließung von Geschäften, Spielplätzen und Kirchen gelten ohnehin bis zum 20. April, nach Ende der Osterferien. Viele Länder haben auch Kontaktbeschränkungen schon bis 20. April verhängt.

Die Europäische Kommission arbeitet an einer Exit-Strategie aller EU-Staaten zur schrittweisen Aufhebung der Ausgangsbeschränkungen. Mit Experten prüfe sie, «wann wir nach und nach die Maßnahmen der «sozialen Distanz» wieder lockern könnten», sagte Kommissionschefin Ursula von der Leyen der Deutschen Presse-Agentur. «Wir vertrauen auf den Rat von Medizinern, aber auch von Wirtschaftsfachleuten, die sich mit Lieferketten auskennen.» Einen Zeitrahmen könne heute aber niemand präzise vorhersagen.

Von der Leyen fürchtet in der Corona-Krise um den Zusammenhalt der Europäischen Union. Nach der Einführung von Grenzkontrollen habe das Schengen-Abkommen für freien Reiseverkehr auf der Kippe gestanden, sagte sie der dpa. Nun sähen alle, dass sich die Staaten durch extreme Abschottung selbst am meisten schadeten. In dieser großen Krise liege «auch die Chance, dass sich Europa noch einmal neu erfindet», sagte von der Leyen. 

Mehr als 50.000 Infizierte in Deutschland

In Deutschland sind bis Samstagabend mehr als 54.200 Infektionen mit dem neuen Coronavirus registriert worden. Das geht aus einer Auswertung der Deutschen Presse-Agentur hervor, die die gemeldeten Zahlen der Bundesländer berücksichtigt. Mindestens 397 mit SARS-CoV-2 Infizierte sind den Angaben zufolge bislang bundesweit gestorben. Zudem starben mehrere Deutsche im Ausland im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion. 

Besonders hohe Zahlen haben Nordrhein-Westfalen mit 12.744 nachgewiesenen Fällen und 105 Toten, Bayern mit 11.862 Fällen und 85 Toten sowie Baden-Württemberg mit 10.819 Fällen und 118 Toten. Gerechnet auf 100.000 Einwohner verzeichnet Hamburg mit einem Wert von 105,1 die meisten Infektionen, im Bundesschnitt waren es 65,2. 

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat die strengen Auflagen für Bayerns Bürger in der Corona-Krise erneut verteidigt. Um die Ausbreitung des neuen Coronavirus einzudämmen, gelten seit dem 21. März Ausgangsbeschränkungen für die 13 Millionen Einwohner in Bayern. Derlei sei nötig gewesen, «weil zu spüren war, dass Appelle allein nicht reichen. Viele haben sich vorbildlich verhalten, andere haben es ignoriert oder nicht ernst genommen», sagte er dem Magazin «Spiegel». «Ich kann auch verstehen, dass man sein gewohntes Leben gerne weiterführt. Alle Experten haben uns aber zu zügigem Handeln geraten.»

Das Verlassen der Wohnung ist – zunächst befristet bis einschließlich 3. April – nur noch aus triftigen Gründen erlaubt. Dazu zählen etwa der Weg zur Arbeit, notwendige Einkäufe, Arztbesuche, aber ausdrücklich auch «Sport und Bewegung an der frischen Luft» – das aber nur alleine oder mit den Menschen, mit denen man in einer Wohnung zusammenlebt. Wer die Regeln nicht einhält, etwa den Mindestabstand von 1,5 Metern, muss mit einem Bußgeld ab 150 Euro rechnen.

Zum Thema Exitstrategie, also der Lockerung oder Abschaffung der Auflagen, sagte der CSU-Politiker: «Aber wann und in welcher Form wir wieder zur Normalität zurückkehren, hängt davon ab, wie sich die Zahlen der Infektionen und Todesfälle entwickeln. Aus heutiger Sicht kann es keine vorschnelle Entwarnung geben. Die Lage bleibt sehr ernst. Im Moment steigen die Zahlen noch steil an.»

Weltweit mehr als 30.000 Corona-Tote

Weltweit haben sich nach Angaben der Johns-Hopkins-Universität mehr als 666.000 Menschen nachweislich mit dem neuen Coronavirus infiziert (Stand Sonntag, 29. März, 11:00 Uhr). Demnach starben mittlerweile mehr als 30.000 Menschen an der Lungenkrankheit Covid-19, ausgelöst vom Virus SARS-CoV-2. Experten gehen von einer hohen Dunkelziffer aus. Auch Südkorea meldete wieder mehr Neuinfektionen. Am Freitag seien 146 Fälle festgestellt worden, teilten die Behörden mit. Im März hatte sich ein deutlicher Abwärtstrend eingestellt, das Land gilt vielen als Vorbild im Kampf gegen die Ausbreitung des Virus.

In Europa besonders schwer vom Coronavirus betroffen sind Italien und Spanien. Der italienische Zivilschutz meldete am Samstag 889 neue Todesfälle. Damit sind in dem Land seit Beginn der Pandemie 10.023 Corona-Patienten gestorben – das ist die höchste Zahl weltweit. In Spanien wurden innerhalb von 24 Stunden 832 neue Todesopfer verzeichnet. Insgesamt kletterte die Zahl der Toten dort auf knapp 5.700. Auch die Gesamtzahl der Infizierten stieg weiter an und lag am Samstagmittag bei rund 72.000, etwa 8.000 mehr als am Vortag.

In Österreich werden die im Kampf gegen das Coronavirus erlassenen Einschränkungen erst bei einer deutlichen weiteren Senkung der Zahl der Neuinfizierten zurückgenommen. «Wir wollen, dass die Zahl der Neuerkrankungen unter fünf Prozent liegt», sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) der «Kronen Zeitung» (Sonntag). Die Maßnahmen zeigten langsam Wirkung. «Aber wir sind noch weit, weit vom Ziel entfernt.»

In der Alpenrepublik gilt seit zwei Wochen eine weitgehende Ausgangsbeschränkung. Die bis 13. April geltenden Maßnahmen sollen im Lauf der nächsten Woche überprüft werden. Eine erste Lockerung sei bei der Wiederöffnung der Parks nicht zuletzt in Wien denkbar, deutete Anschober an. In Österreich waren am Sonntagmittag rund 8.500 Menschen mit Sars-CoV-2 infiziert. Die tägliche Zuwachsrate lag zuletzt bei knapp unter zehn Prozent.

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