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Magenbeschwerden nicht immer selbst behandeln

30.05.2005  00:00 Uhr
Pharmacon Meran 2005

Magenbeschwerden nicht immer selbst behandeln

Erkrankungen im Magen-Darm-Trakt spielen in der Selbstmedikation eine wichtige Rolle. Da die Symptome häufig unspezifisch sind, muss der Apotheker den Patienten eingehend befragen, um dessen Eigendiagnose und die Notwendigkeit eines Arztbesuchs abzuklären. »Achten Sie besonders auf Risikopatienten«, gab Dr. Eric Martin, Offizinapotheker aus Marktheidenfeld und Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesapothekerkammer, den Kollegen mit auf den Weg.

Bei erosiven Schleimhautschäden, die sich als Gastritis, Sodbrennen, Reflux oder Ulcus manifestieren können, treten die stechend-kneifenden Oberbauchschmerzen eine bis drei Stunden nach dem Essen auf und lassen sich durch Antazida lindern. Allerdings können Komplikationen wie Perforation und Stenosen auch ohne Vorwarnung eintreten, sagte Martin. Bei älteren Menschen seien sogar völlig stumme Verläufe möglich. Daher sollte der Apotheker Kunden über 55 Jahren, die erstmals über dyspeptische Beschwerden klagen, zur endoskopischen Abklärung zum Arzt schicken. Gleiches gelte für Jüngere, die über Dysphagie, Gewichtsverlust, Erbrechen oder Blutungen berichten oder NSAR hochdosiert oder kombiniert mit Corticosteroiden einnehmen. In der Selbstmedikation dominieren Antazida, zum Beispiel Calcium-, Magnesium- oder Aluminiumverbindungen sowie Schichtgitterantazida wie Hydrotalcit und Magaldrat. Wichtig: Ein bis drei Stunden nach der Mahlzeit in ausreichend hoher Dosierung einnehmen.

Akute Durchfälle, die häufig von Übelkeit, Erbrechen und Bauchkrämpfen begleitet werden, gehen meist auf das Konto von Bakterien, Viren oder Parasiten. Auch Systemkrankheiten wie Hyperthyreose, Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa und Medikamente wie Antibiotika, Magnesium, Acarbose, Metformin, Diuretika, Herzglykoside oder Zytostatika können Diarrhöen auslösen. Da sehr junge, betagte und bettlägerige Patienten rasch austrocknen, sollte der Apotheker Kinder unter drei Jahren, Senioren über 60, Schwangere, Patienten mit schwerer Dehydratation oder Durchfällen über mehr als zwei Tage an den Arzt verweisen.

Die wichtigste Therapie ist die ausgewogene Flüssigkeits- und Elektrolytaufnahme. Kleinkinder, Senioren und multimorbide Patienten sollten unbedingt orale Rehydratationslösungen trinken. Zur kurzfristigen Behandlung ist Loperamid das Mittel der Wahl. Auch Uzarawurzel hemmt die Darmmotilität. Pflanzliche Gerbstoffe wirken adstringierend; Saccharomyces boulardii fördert die physiologische Darmflora. Obsolet ist medizinische Kohle. Zwei homöopathische Mittel ergänzte Dr. Hans-Dieter Hirth in der Diskussion: Aloe D6 und Veratrum album D6.

Auch bei der Obstipation, lohnt sich die Frage nach Lebensstil, Ernährung und Medikamenteneinnahme. Aluminium-haltige Antazida, Opioide, anticholinerg wirksame Arzneistoffe, Antihypertensiva, Eisen, Diuretika und viele andere können Verstopfung auslösen. Ebenso müsse der Apotheker auf Missbrauch achten. Martin warnte vor einer Eigenbehandlung, wenn Verstopfung und Durchfall im Wechsel auftreten, der Patient stark abnimmt oder Blut im Stuhl bemerkt.

Nicht lebensgefährlich, aber stark belastend ist das Reizdarmsyndrom. Die Patienten leiden langfristig an diffusen krampfartigen, brennenden oder drückenden Unterleibsschmerzen, Blähungen, Völlegefühl, Diarrhö oder Obstipation. Das Reizdarmsyndrom ist eine Ausschlussdiagnose, betonte Martin. Eine spezifische Diät gebe es nicht. Die Behandlung richtet sich nach den Symptomen: Quellstoffe wie Flohsamenschalen oder Macrogole bei Obstipation, pflanzliche Karminativa wie Kümmel, Fenchel und Pfefferminze oder Entschäumer bei Blähungen, Motilitätshemmer bei Durchfall. Für ein Kombinationsphytopharmakon mit der bitteren Schleifenblume (Iberogast®) sowie für magensaftresistente Formulierungen mit Pfefferminz- und Kümmelöl (Beispiel: Enteroplant®) oder Pfefferminzöl (Beispiel: Medacalm®) lägen positive Studienergebnisse vor - bei allerdings hoher Placeborate.

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