Meist geht’s unter die Haut |
Sven Siebenand |
17.08.2022 17:00 Uhr |
Intradermale Impfungen sind selten, aber auch nichts absolut Ungewöhnliches. Beispielsweise wird bei der BCG-Impfung gegen Tuberkulose intradermal gespritzt. Gegenüber dem SMC äußerte sich die Direktorin des Instituts für Virologie der Technischen Universität München, Professor Dr. Ulrike Protzer, zu dem Vorhaben, intradermal statt subkutan zu impfen. Sie ist der Meinung, dass eine geringere Dosis des Impfstoffs ausreichen könnte, wenn man den Impfstoff direkt in die Haut verabreicht. Das sei aber ziemlich schmerzhaft und habe in einer Studie bei vielen Impflingen auch zu Hautreaktionen geführt, die mehr als 28 Tage angehalten hätten, so Protzer. Auch wenn der Impfstoff sonst sehr gut vertragen wird, befürchtet sie, dass eine heftige lokale Reaktion auch für die Akzeptanz der Impfung nicht gut wäre.
Theoretisch möglich, aber praktisch schwer umsetzbar: So könnte man das Statement von Professor Dr. Gerd Fätkenheuer zusammenfassen. »Grundsätzlich wäre die intradermale Injektion mit verringerter Impfstoffmenge sicherlich eine interessante Alternative. Aber allein aus praktischen Gründen halte ich das nicht für umsetzbar«, sagt der Leiter der Infektiologie an der Uniklinik Köln. Der Impfstoff liege gegenwärtig in Ampullen mit 0,5 Milliliter vor, die zur subkutanen Injektion in eine Spritze aufgezogen werden müssen. Das sei bereits eine ziemlich geringe Menge. Wenn man daraus fünf Spritzen à 0,1 Milliliter aufziehen wolle, dann sei das schon von der praktischen Handhabung her ziemlich schwierig.
Noch größer erscheine ihm allerdings das Problem der intradermalen Injektion selbst. »Wenn man hier nicht spezielle Vorrichtungen zur Verfügung hat, ist das technisch ganz schön schwierig, und es gibt derzeit sicher nur ganz wenige Ärzte, die damit Erfahrung haben.« Zudem brauche man länger dafür als für eine subkutane Injektion. Alles in allem halte er daher von dieser Idee sehr wenig.