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Affenpockenimpfung

Meist geht’s unter die Haut

Während die Weltgesundheitsorganisation nach einem neuen Namen für die Affenpocken sucht, suchen andere nach Wegen, um bei Impfstoffknappheit besonders viele Menschen schützen zu können. Die USA haben nun die intradermale Applikation der Vakzine erlaubt. Unter die Haut oder hinein? Das sagen Fachleute in Deutschland dazu.
Sven Siebenand
17.08.2022  17:00 Uhr

Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet bis zum heutigen Tag insgesamt 3213 Fälle von Affenpocken in Deutschland. Weiter informiert das RKI auf seiner Website, wem eine Impfung empfohlen wird und dass derzeit dafür der Impfstoff Jynneos® zur Verfügung stehe. Unter diesem Namen ist die Vakzine  in den USA bekannt und seit einigen Jahren auch für den Schutz vor Affenpocken zugelassen. Der Impfstoff Imvanex® ist zum Schutz vor Pocken seit 2013 in Deutschland und seit Juli 2022 auch für den Schutz vor Affenpocken zugelassen.

Imvanex ist mit Jynneos identisch. Es handelt sich um einen im Menschen nicht vermehrungsfähigen Lebendimpfstoff, der auf einem abgeschwächten Vacciniavirus (modifiziertes Vaccinia-Virus Ankara: MVA-Impfstoff) beruht. Die Grundimmunisierung für Personen ab 18 Jahren, die in der Vergangenheit keine Pockenimpfung erhalten haben, erfolgt mit zwei Impfstoffdosen im Abstand von mindestens 28 Tagen. Die Impfung erfolgt subkutan.

Wie das Science Media Center (SMC) informiert, hat die Bundesregierung 240.000 Impfstoffdosen bestellt, von denen zunächst 40.000 ausgeliefert worden seien. Die bestellte Menge reicht allerdings wohl nicht aus, um allen Menschen mit einem erhöhten Infektionsrisiko einen dauerhaften Schutz zu bieten. Die Deutsche Aidshilfe brachte einen Bedarf von etwa einer Million Impfdosen ins Spiel, um 500.000 Menschen mit erhöhtem Infektionsrisiko zu schützen.

Auch die USA sehen offenbar Engpässe, weshalb es die dort ansässige Arzneimittelagentur FDA erlaubt hat, den Impfstoff mit einer geringeren Dosis nicht wie üblich subkutan, sondern intradermal zu spritzen. Eine Studie mit einem MVA-Impfstoff habe bereits 2015 gezeigt, dass bei dieser Form der Applikation ein Fünftel der Standarddosis zumindest immunologisch nicht unterlegen sei. Die intradermale Verabreichung führte zum Beispiel zu stärkeren Reaktionen an der Injektionsstelle wie Rötung, Juckreiz und Schwellung, aber zu weniger Schmerzen, so die FDA.

Fachleute äußern sich zurückhaltend

Intradermale Impfungen sind selten, aber auch nichts absolut Ungewöhnliches. Beispielsweise wird bei der BCG-Impfung gegen Tuberkulose intradermal gespritzt. Gegenüber dem SMC äußerte sich die Direktorin des Instituts für Virologie der Technischen Universität München, Professor Dr. Ulrike Protzer, zu dem Vorhaben, intradermal statt subkutan zu impfen. Sie ist der Meinung, dass eine geringere Dosis des Impfstoffs ausreichen könnte, wenn man den Impfstoff direkt in die Haut verabreicht. Das sei aber ziemlich schmerzhaft und habe in einer Studie bei vielen Impflingen auch zu Hautreaktionen geführt, die mehr als 28 Tage angehalten hätten, so Protzer. Auch wenn der Impfstoff sonst sehr gut vertragen wird, befürchtet sie, dass eine heftige lokale Reaktion auch für die Akzeptanz der Impfung nicht gut wäre.

Theoretisch möglich, aber praktisch schwer umsetzbar: So könnte man das Statement von Professor Dr. Gerd Fätkenheuer zusammenfassen. »Grundsätzlich wäre die intradermale Injektion mit verringerter Impfstoffmenge sicherlich eine interessante Alternative. Aber allein aus praktischen Gründen halte ich das nicht für umsetzbar«, sagt der Leiter der Infektiologie an der Uniklinik Köln. Der Impfstoff liege gegenwärtig in Ampullen mit 0,5 Milliliter vor, die zur subkutanen Injektion in eine Spritze aufgezogen werden müssen. Das sei bereits eine ziemlich geringe Menge. Wenn man daraus fünf Spritzen à 0,1 Milliliter aufziehen wolle, dann sei das schon von der praktischen Handhabung her ziemlich schwierig.

Noch größer erscheine ihm allerdings das Problem der intradermalen Injektion selbst. »Wenn man hier nicht spezielle Vorrichtungen zur Verfügung hat, ist das technisch ganz schön schwierig, und es gibt derzeit sicher nur ganz wenige Ärzte, die damit Erfahrung haben.« Zudem brauche man länger dafür als für eine subkutane Injektion. Alles in allem halte er daher von dieser Idee sehr wenig.

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