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Die wirtschaftliche Lage in den Apotheken beleuchtete Sebastian Schwintek, seit Jahresbeginn neu in der Geschäftsleitung der Treuhand Hannover. Demnach sank das Betriebsergebnis der Apotheken in Mecklenburg-Vorpommern 2022 im Vergleich zum Vorjahr um rund 24 Prozent, der Rohgewinn ging um 5 Prozent zurück. Ursache für den Negativtrend seien unter anderem hohe Kostensteigerungen. Etwa 60 Prozent der Apotheken im Nordosten rutschten in schlechtere Betriebsergebnisklassen. Bei den Apothekenschließungen habe es laut Schwintek im vergangenen Jahr andere Bundesländer noch härter getroffen. Während in Mecklenburg-Vorpommern zehn Offizinen schließen mussten, waren es bundesweit 393.
Für dieses Jahr prognostizierte Schwintek den Apotheken im Land ein Betriebsergebnis von minus 14 Prozent und einen Rohertrag von 0,6 Prozent. Ohne Maßnahmen zur Kompensation bestehe die Gefahr, dass das Ergebnis weiter absinke, warnte der Treuhand-Experte. Er nannte verschiedene Möglichkeiten, wie Inhaber gegensteuern könnten. So empfahl er beispielsweise, die Öffnungszeiten und Kosten auf den Prüfstand zu stellen, Abläufe effizienter zu gestalten und auch über Preiserhöhungen nachzudenken. Sein Fazit: »Die Stimmung in den Apotheken ist schlecht. Aber wer unternehmerisch agiert, kann seine Apotheke auch in Zukunft wirtschaftlich führen.«
Torsten Bathmann, beim Verband forschender Arzneimittelhersteller (vfa) für Wirtschaftspolitik zuständig, informierte über die Resilienz pharmazeutischer Lieferketten. Seinen Ausführungen zufolge habe es schon vor der Pandemie Lieferkettenprobleme gegeben, doch das Virus habe diese noch verstärkt. Die Abhängigkeit von Produktionsstätten in Asien sei hoch. Für die Produzenten lohne es sich schlichtweg nicht, in Europa zu produzieren. Kritik übte Bathmann am geplanten Lieferengpass-Gesetz. Das Gesetz behandele nur die Symptome, es sei jetzt schon überholt. »Wir müssen in Deutschland dafür kämpfen, als Standort attraktiv zu sein«, betonte der vfa-Experte. Es gebe aber auch Hoffnung. So stellte Bathmann die Initiative »RNA-Land Deutschland« vor. Daran beteiligten sich an der mehr als 60 Unternehmen und Forschungseinrichtungen in Deutschland, unter anderem auch in Greifswald und Rostock.