Mehr Menschen könnten zu Hause statt im Krankenhaus sterben |
Eine palliative Versorgung am Lebensende ist auch in Heimen und Hospizen möglich, doch mangelt es allerorten an Pflegepersonal. / Foto: Getty Images/Westend61/Albrecht Weisser
Wo wollen Sie Ihre letzten Tage verbringen? Eine Frage, die einer Erhebung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK zufolge oftmals zu kurz kommt. Die meisten Menschen in Pflegeheimen hierzulande wollen demnach nicht in einem Krankenhaus sterben. Trotzdem würden mehr als die Hälfte der Pflegebedürftigen kurz vor ihrem Tod mindestens einmal in eine Klinik verlegt.
Der am Dienstag veröffentlichte «Pflegereport 2022» des AOK-Bundesverbands zeigt: «Deutlich mehr als jeder dritte Krankenhausfall in den letzten zwölf Wochen vor Versterben kann als potenziell vermeidbar klassifiziert werden.» Explizite Gründe für die im internationalen Vergleich hohe Krankenhauseinweisungsrate sind im Bericht nicht erfasst worden. Um diesem Trend jedoch entgegenzuwirken, fordert die AOK bessere Rahmenbedingungen für die letzte Lebensphase in der Langzeitpflege.
«Eine Verlegung in ein Krankenhaus bedeutet für Menschen, die sich in der letzten Lebensphase befinden, meist zusätzlichen Stress», sagte die Vorstandschefin des AOK-Bundesverbands Carola Reimann. Eine Verlegung berge für die hochbetagten Patienten oftmals erhebliche Risiken, darunter psychische Belastungen, Infektionen, Stürze oder der weitere Verlust von Selbstständigkeit. Viele pflegebedürftige Menschen könnten bis zum Versterben auch im Pflegeheim bleiben – sofern alle Beteiligten (darunter Mitarbeiter, Hausärzte, Krankenhäuser und Rettungsdienste) eng miteinander kooperieren, um im Sinne der Betroffenen agieren zu können. Um dies gewährleisten zu können, müsse insgesamt bei der Versorgung am Lebensende genauer hingeschaut werden. Apotheken werden in dem Bericht nur am Rande erwähnt (»Bei der Apotheke BtM-Medikamente bestellt?«); das Wort Palliativpharmazie fällt überhaupt nicht.
Zu einer Diskussion über die Versorgung vor dem Sterben gehöre unter anderem die Verbesserung der sektorenübergreifenden Prozesse und die Stärkung der berufsgruppenübergreifenden Zusammenarbeit. Auch die Palliativ-Kompetenzen von Ärzten und Pflegenden müssten weiterentwickelt werden. Zudem machte der Bundesverband auf den Personalmangel in den Pflegeeinrichtungen aufmerksam.