Mehr Kinder fieberfrei mit alternierender Gabe |
Annette Rößler |
11.11.2024 18:00 Uhr |
Wenn ihr Immunsystem erste Bekanntschaft mit Krankheitserregern macht, haben Kinder oft Fieber. Dieses mit Medikamenten zu senken, halten Kinderärzte aber oft nur dann für notwendig, wenn das Wohlbefinden des kleinen Patienten eingeschränkt ist. / © Getty Images/Connect Images
Fieber aufgrund eines akuten Infekts ist eines der häufigsten Symptome bei Kindern. In Deutschland wird es demnächst eine eigene S3-Leitlinie »Ambulantes Fiebermanagement bei Kindern und Jugendlichen« geben; sie war bereits für den 1. November 2024 angekündigt, ist aber noch nicht erschienen. Es ist keine gewagte Prognose, dass die beiden Wirkstoffe Ibuprofen und Paracetamol darin eine zentrale Rolle spielen werden, denn sie zählen seit Langem zu den am meisten eingesetzten Antipyretika bei Kindern und Jugendlichen.
Spannend wird allerdings sein, wie sich die Leitlinie zu der Frage positionieren wird, ob Ibuprofen und Paracetamol am besten jeweils als Monotherapien, kombiniert (beide gleichzeitig) oder alternierend (also jeweils im Wechsel) gegeben werden sollten. Hierzu gibt es widersprüchliche Haltungen in der Fachwelt und es werden deshalb immer wieder Untersuchungen dazu publiziert. Erst kürzlich erschien wieder eine im Fachjournal »Pediactrics«.
Bei der Arbeit einer Gruppe um Dr. Juan E. De la Cruz-Mena von der Universidad del Norte in Barranquilla, Kolumbien, handelt es sich um eine Netzwerk-Metaanalyse von 31 Studien mit insgesamt 5009 Kindern. Berücksichtigt wurden randomisierte kontrollierte Studien, in denen fiebernde Kinder mit Paracetamol und/oder Ibuprofen jeweils als Monotherapie, mit beiden Wirkstoffen gleichzeitig oder per alternierender Gabe (zuerst Paracetamol und dann nach zwei bis vier Stunden Ibuprofen) behandelt wurden. Die Therapie erfolgte oral und in üblichen Dosen: Paracetamol mit 10 bis 15 mg/kg Körpergewicht, Ibuprofen mit 5 bis 10 mg/kg Körpergewicht.
Sowohl die kombinierte als auch die alternierende Gabe waren einer Paracetamol-Monotherapie dahingehend überlegen, dass mehr Kinder nach vier und nach sechs Stunden fieberfrei waren. Ibuprofen allein zeigte eine vergleichbar gute Wirkung wie die gleichzeitige/abwechselnde Gabe beider Wirkstoffe, aber nur, wenn es hoch dosiert wurde. Hinsichtlich der Nebenwirkungen waren keine Unterschiede zwischen den jeweiligen Therapieregimes zu verzeichnen. Allerdings weisen die Autoren darauf hin und führen es als eine Limitation ihrer Studie an, dass die Wirksamkeit und Sicherheit nur innerhalb der ersten sechs Stunden erfasst wurden.
Sie fassen ihre Ergebnisse wie folgt zusammen:
Diese Ergebnisse stimmten mit denen früherer Analysen überein – doch viele wichtige Aspekte seien nach wie vor ungeklärt, merken Dr. Kelly C. Wade vom Children’s Hospital of Philadelphia und Dr. Cheryl Mathis von der University of Utah in Salt Lake City in einem Kommentar zur Studie an. Zentral sei die Frage, ob Fiebersenkung an sich als Therapieziel ausreiche, um eine duale Arzneistoffanwendung zu rechtfertigen. Schließlich sei diese fehleranfälliger als eine Monotherapie und mittel- bis langfristig vermutlich auch mit mehr Nebenwirkungen behaftet. Bei der Behandlung von fiebernden Kindern solle es vielmehr darum gehen, ihnen Unbehagen zu ersparen und eine Dehydratation zu verhindern.
Dies hatten auch die Autoren der Metaanalyse so gesehen, konnten jedoch die eingeschlossenen Studien nicht hinsichtlich der Wirkung der jeweiligen Intervention auf das Wohlbefinden der Patienten auswerten, weil dieser Parameter lediglich in sechs Studien erfasst und dabei jeweils zu unterschiedlich beurteilt worden war. Sowohl die Autoren der Metaanalyse als auch die Kommentatorinnen fordern daher weitere Untersuchungen, in denen das Unwohlsein der Kinder, ihre Hydratation und auch Sicherheits-Biomarker wie die Nieren- und Leberfunktion systematisch erfasst werden sollten.
Bis solche Daten vorliegen, sei es eine gute Strategie, Kinder mit Fieber und Unwohlsein zunächst mit einem einzelnen Wirkstoff zu behandeln und die weitere Therapie von der Wirkung auf das Wohlbefinden des Kindes und dessen Hydratationszustand abhängig zu machen, empfehlen die Kommentatorinnen.