Mehr Ausbildung, mehr Wertschätzung |
Brigitte M. Gensthaler |
22.04.2024 15:06 Uhr |
Wie entscheidend der erste Kontakt zur Apotheke, zum Beispiel in der Famulatur, ist, bestätigte Johanna Kintrup, Präsidentin des Bundesverbandes der Pharmaziestudierenden in Deutschland (BPhD). Von den Studierenden werde die Apotheke als patientennah und attraktiv angesehen, doch es komme viel darauf an, welche Perspektiven in der Praxis aufgezeigt werden. Sie sei gespannt auf das Praktische Jahr, sagte die Pharmaziestudentin aus Greifswald. Das sei eine sehr wichtige Zeit für die Hochschulabgänger, die gut und strukturiert genutzt werden müsse.
Dass eine Modernisierung der Approbationsordnung sinnvoll ist, ist breiter Konsens, aber nicht das Wie. »Die Approbationsordnung soll für alle Berufsfelder passen, aber das ist ein Spagat und keine Seite ist letztlich voll zufrieden«, sagte Dr. Gerd Scriba, Professor a. D. am Institut für Pharmazie der Universität Jena. »Doch gerade wegen der Vielfalt der Berufsmöglichkeiten ist der Apothekerberuf super.« Diese Vielseitigkeit und der Wandel in den pharmazeutischen Anforderungen müssten viel offensiver nach außen vertreten werden.
Professor Dr. Gerhard Scriba im Gespräch mit Moderatorin Laura Rudolph / Foto: © Jacob Schröter
Bei der Forderung nach einer Aufstockung der Studienplätze in Jena sei das Spannungsfeld zwischen Hochschule und Politik zu bedenken. »Mehr Studienplätze sind schwer zu finanzieren, wenn das Land keine Finanzzusage macht«, erklärte Scriba. Was Neidel unterstrich: Es komme auf den politischen Willen an, um die Arzneimittelversorgung auch zukünftig sicherzustellen.
Die Thüringer Apotheker werben aktiv um den Nachwuchs, so erst kürzlich beim »Tag der Pharmazie« in Jena. Fast 1000 Schüler konnten dabei einen Eindruck von der Pharmazie, der Apotheke und ihren Leistungen gewinnen.
Wittig sieht jede einzelne Apotheke in der Pflicht. »Wir müssen das Positive unseres Berufs nach außen tragen.« Dass der Apothekerberuf als akademischer Beruf wertgeschätzt werde, sei auch für die Kollegen im Alltag wichtig. »Wir haben einen wahnsinnig tollen Beruf und müssen davon erzählen.« Zudem müssten die Betriebe mehr ausbilden: »Gebt Gas, sonst habt Ihr keinen Nachwuchs.« Dennoch dürfe man den jungen Leuten nichts vormachen und müsse Probleme ansprechen, wie etwa bei den Apotheker-Demos im letzten Jahr oder der aktuellen ABDA-Kampagne, so Wittig. Diese Kommunikation sei ein Balanceakt. Steilvorlage für Neidel, der die Proteste für »völlig gerechtfertigt« hält. »Wir brauchen eine Dynamisierung des Honorars.«
Auch die Krankenhausapotheken kümmern sich laut Pertsch sehr um Schüler sowie Menschen im freiwilligen sozialen Jahr und in der Famulatur. »Wir tun alles, um die jungen Leute zu begeistern.« Allerdings gebe es Bedenken wegen der Schwere des Studiums und der Arbeitsbelastung. Es sei mehr Digitalisierung nötig, um die Arbeitskräfte nicht zu verschleißen. »Aber wir brauchen generell mehr Apotheker.«