Mehr Aufmerksamkeit für Orphan Drugs |
| Ev Tebroke |
| 12.11.2025 13:00 Uhr |
Genomsequenzierung: Der vfa fordert unter anderem eine nationale Strategie für die Diagnostik seltener Erkrankungen und die Zusammenarbeit der bestehenden Referenzzentren. / © Getty Images/Andrew Brookes
Derzeit wirbt die Pharmabranche für eine effiziente Reform des sogenannten Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetzes (AMNOG). Das Thema hat für die Bundesregierung große Relevanz; der Koalitionsvertrag sieht explizit die Weiterentwicklung dieses Gesetzes vor, welches die Nutzenbewertung und Erstattungspreise für neue Arzneimitteltherapien regelt. So soll einerseits der Zugang zu neuen Therapien sichergestellt werden. Gleichzeitig soll mit der Reform aber auch die nachhaltige Finanzierbarkeit gewährleistet werden. Denn insbesondere die zunehmend personalisierten Therapien stellen die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) unter hohen Kostendruck.
Vor diesen Hintergrund betont der Verband der forschenden Arzneimittelhersteller (vfa) die wichtige Rolle von Arzneimitteln gegen seltene Erkrankungen, die sogenannten Orphan Drugs. Offenbar ist die Sorge groß, dass im Zuge einer AMNOG-Reform die wirtschaftliche Unterstützung für diese Therapien gekürzt werden könnte.
Aktuell bietet eine spezielle Orphan-Drug-Regelung Herstellern Anreize, Therapien gegen seltene Krankheiten auf den Markt zu bringen. Denn die Entwicklung solcher Medikamente ist für Unternehmen aufgrund der geringen Patientenzahlen oft unwirtschaftlich. So gibt es für diese Therapien derzeit eine zehnjährige Marktexklusivität. Auch müssen neue Orphan Drugs zunächst keine reguläre Nutzenbewertung durchlaufen. Ihr Zusatznutzen gilt zunächst als belegt, der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) quantifiziert lediglich anhand der (Zulassungs-)Unterlagen dessen Ausmaß.
Erst wenn ein Orphan Drug mehr als 30 Millionen Euro Jahresumsatz erwirtschaftet, muss es sich einer erneuten, vollen Nutzenbewertung unterziehen und wird wie andere Medikamente behandelt. Bis 2022 lag die Umsatzschwelle sogar bei 50 Millionen Euro, wurde dann aber im Zuge des GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes gekürzt.
»Wir dürfen keine Zwei-Klassen-Medizin nach Häufigkeit der Erkrankung zulassen«, betont vfa-Präsident Han Steutel nun anlässlich der Präsentation eines Impulspapiers, das konkrete Vorschläge für eine zukunftsfeste Versorgung macht und helfen soll, den Zugang zu innovativen Therapien bei seltenen Erkrankungen langfristig zu sichern. »Seltene Krankheiten sind nicht weniger wichtig als häufige. Die Orphan-Drug- Regelung sorgt dafür, dass pharmazeutische Forschung auch dort stattfindet, wo die Patientenzahlen klein sind«, so Steutel.
Mit dem Impulspapier will der Verband nun konkrete Vorschläge für eine zukunftsfeste Versorgung liefern. Denn ohne angemessene Weichenstellungen drohe dieser Bereich der Medizin schnell zu verkümmern, so die Sorge des vfa.
Folgende drei Punkte sind dem Verband wichtig: