Mehr Apotheke wagen |
Da er eine mögliche Honorarreform, die aus Apothekersicht längst überfällig ist, an die Zustimmung zur sogenannten Apotheke light gekoppelt hat, stellten sich wohl etliche Apotheker die Frage, ob man bei den Strukturfragen nicht vielleicht doch ein Auge zudrücken solle, um beim Honorar einen Schritt voranzukommen. Doch dem erteilte Overwiening eine klare Absage: Hier einzulenken, würde nur zu faulen Kompromissen führen und die politische Position der Apothekerschaft schwächen. »Apotheke ohne Apotheker ist ein Frontalangriff auf unseren Berufsstand und nicht kompromisstauglich«, betonte sie.
Auch ein Blick über die Landesgrenzen zeige, dass Lauterbach mit diesem Vorhaben auf dem Weg in die falsche Richtung sei. »In vielen Ländern dieser Welt werden derzeit Gesetze verabschiedet, mit denen die Kompetenzen der Apothekerinnen und Apotheker ausgebaut und gestärkt werden«, sagte Overwiening. Dort habe die Politik erkannt, dass in älter werdenden Gesellschaften der heilberufliche Beratungsbedarf steigt. Die Abwertung der Apotheke durch die geplante Reform werde dagegen den Fachkräftemangel verstärken, da junge Kolleginnen und Kollegen in andere Bereiche abwandern würden, wenn Kreativität und Kompetenz in der Offizin immer weniger gefragt seien.
Lauterbachs Vorstellung von Telepharmazie, bei der ein Apotheker per Fernberatung in eine apothekerlose Abgabestelle zugeschaltet werden kann, stelle keine Innovation dar, sondern eine Schwächung des Apothekerberufs. Es sei ein Täuschungsmanöver, wenn der Minister argumentiere, dass er die Apothekerschaft damit vor der »Amazonisierung« schützen wolle. Denn: »Warum unterstützen ausländische Versender ein Gesetz, das die Apotheken vor Ort vor dem Versand schützen soll?«, fragte die ABDA-Präsidentin. Echte Telepharmazie »aus unseren Apotheken vor Ort« gebe es schon längst – und sie diene den Menschen, weil diejenigen, die nicht in die Apotheke kommen können, fernmündlich beraten würden.
Doch die Apotheken könnten erfolgreich sein – wenn sie zusammenhalten und gemeinsam für ihre Ziele kämpfen. Dabei warb sie auch um Vertrauen in die politische Arbeit der ABDA. »Wenn wir als Apothekerschaft untereinander eine Kultur des Vertrauens leben, gibt uns das die passende und notwendige Macht. Wir müssen uns über unsere gemeinsamen Ziele im Klaren sein und daran festhalten«, forderte Overwiening. »Hier und heute ist es an der Zeit, unsere Überzeugungen noch einmal klar zu benennen.«