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Meditieren, auch wenn es schwer fällt

Meditation gilt als Wundermittel gegen Stress, Grübeln und Daueranspannung. Einmal ruhig hinsetzen, Augen schließen – und schon stellt sich innere Stille ein? So einfach ist es meist nicht, sagen zwei Fachleute und erklären, wie der Einstieg trotzdem gelingt und warum fast jeder profitieren kann.
AutorKontaktdpa
Datum 19.12.2025  09:00 Uhr

Wenn Meditation zu Lärm statt Stille führt

Achtsamkeitstrainerin Martina Aßmann beschreibt die Wirkung von Achtsamkeit und Meditation so: »Die gute Nachricht ist: Wir kriegen mehr mit. Die schlechte Nachricht ist: Wir kriegen mehr mit.« Essen schmecke intensiver, man spüre die Luft auf der Haut, Freude und Verbundenheit deutlicher. »Wir kriegen aber auch mit, dass wir mal doofe Gedanken haben, dass wir Angst haben an Stellen, wo wir dachten: Ach, das schaffe ich doch locker!«, so Aßmann.

Wer sich der Meditation nähern möchte, macht das am besten mit realistischen Erwartungen. Steffen Brandt begegnet immer wieder der Vorstellung, Meditation sei gleichbedeutend mit Erleuchtung. »Und dann passiert das absolute Gegenteil«, so der Psychotherapeut. »Dass man erst mal feststellt, dass da eine ganze Menge an Gedankenlärm oder Gefühlschaos auftauchen, weil die Übung als Spiegel des eigenen Inneren fungiert.«

Realistische Erwartungen haben

Auch problematisch: wenn Meditation wie ein Allheilmittel verkauft wird. »Es gibt teils sehr große Erwartungen an Wirkung und Heilsversprechen im Zusammenhang mit Meditation«, so Brandt. Manche hoffen, sich »unfassbar gut entspannen« oder Depressionen und Angststörungen »wegsitzen« zu können. Diese Erwartungen müsse man dämpfen. Meditation könne unterstützen, ersetze aber keine Therapie. Und doch können Meditation und Achtsamkeit spürbar entlasten – vor allem, weil sie Abstand schaffen.

Martina Aßmann zufolge geht es darum, sich im gegenwärtigen Augenblick »niederzulassen«, mehr vom Moment mitzubekommen und nicht sofort reagieren zu müssen. Der Fokus auf den gegenwärtigen Augenblick nimmt den Druck, sofort handeln zu müssen.

»In stressigen Situationen kann man innehalten und fragen: Was ist gerade los? Bin ich in Leib und Leben bedroht? Und erkennt dann: Nein, das ist gerade nur eine E-Mail», beschreibt Aßmann. So trägt Achtsamkeit zur Stressreduktion bei: »Weil wir nicht sofort, wenn es juckt, kratzen oder wenn es irgendwo klingelt, aufspringen müssen.«

Tipps für den Einstieg ins Meditieren

Wie findet man eine Praxis, die gut zu einem selbst passt? Still im Lotussitz verharren, fällt vielen erst mal schwer. Am Anfang gehe es deshalb ums Ausprobieren, sagt Steffen Brandt. Beim Einstieg können auch kostenlose Online-Angebote helfen, auf vielen Plattformen werden geführte Meditationen angeboten. »Oft ist es ja so, dass man eine Ahnung hat, wer man so ist und welcher Typ man ist. Vielleicht merkt man auch, wo es einen hinzieht«, so der Yoga- und Meditationslehrer.

Darüber hinaus helfen Fragen wie:

  • Wie still, wie bewegt soll das Angebot sein?
  • Wie weltlich, wie säkularisiert möchte ich es haben?
  • Mit welchem religiösen oder philosophischen Überbau soll meine Meditation versehen sein?
  • Wie viel Räucher-Stäbchen, wie viel Meditationsmusik möchte ich?

Wichtig sei, sich ab einem bestimmten Zeitpunkt auch auf eine Form einzulassen und dranzubleiben. Langfristig gehe es darum, wirklich in einen Prozess zu kommen, so der Psychotherapeut. Seiner Erfahrung nach kommt bei reinen Online-Formaten oft die Betreuung etwas zu kurz: »Fragen, die auftauchen, wenn man in die Stille geht, das Kopfkino startet und es eben nicht still wird, kann man oft nicht stellen.« Das kann Frust auslösen.

Dann ist ein Kurs, in dem man sich von einem Ansprechpartner oder einer Ansprechpartnerin begleiten lassen kann, oft ein guter Weg. Um Meditation wirklich zu verstehen und zu verinnerlichen, empfiehlt auch Martina Aßmann Unterstützung von Menschen, die sich auskennen, Irritationen auffangen und Fragen beantworten können.

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