Mediterrane Ernährung könnte Demenz vorbeugen |
Laura Rudolph |
15.03.2023 14:30 Uhr |
Auch Forschende des Rush University Medical Centers in Chicago berichten in einer aktuellen Studie im Fachjournal »Neurology« über die neuroprotektiven Effekte einer mediterranen Ernährung. Diese und die sogenannte MIND-Diät (»Mediterranean-DASH Intervention for Neurodegenerative Delay-Diät«), die der mediterranen Ernährung ähnelt und grünem Blattgemüse eine große Bedeutung beimisst, könnten vor einer Alzheimer-Demenz schützen (DOI:10.1212/WNL.0000000000207176). Laut Studie könnten insbesondere große Verzehrmengen von grünem Blattgemüse (wie Salate, verschiedene Kohlarten und Spinat) der Ablagerung von β-Amyloid-Plaques und τ-Proteinen im Gehirn vorbeugen, die maßgeblich an der Pathogenese der Alzheimer-Erkrankung beteiligt sind.
Das Team um Professor Dr. Puja Agarwal obduzierte Gehirne von 581 verstorbenen Personen, die zu ihrem Todeszeitpunkt durchschnittlich 91 Jahren alt waren. Alle hatten sich zuvor bereit erklärt, beim Demenz-Forschungsprojekt »Rush Memory and Aging Project« mitzuwirken. Bei 39 Prozent wurde unmittelbar vor ihrem Tod eine Demenz diagnostiziert. Bei der postmortalen Untersuchung erfüllten zwei Drittel der Verstorbenen die Kriterien für die Alzheimer-Krankheit. Mit Biomarkern aus der Neurobildgebung bestimmten die Forschenden die Menge an abgelagertem β-Amyloid und phosphoryliertem τ-Protein in den Gehirnen.
Die Autopsie-Ergebnisse kombinierten sie mit den Ernährungsgewohnheiten. Die Studienteilnehmer wurden jährlich zu ihrer Ernährung befragt, durchschnittlich ab einem Alter von 84 Jahren. Mithilfe eines Regressionsmodells bestimmte das Team, wie die mediterrane und die MIND-Ernährung mit dem Ausmaß der Alzheimer-Pathologie korrelierten. Demnach waren beide Ernährungsformen mit weniger Anzeichen für die Alzheimer-Erkrankung verbunden.
»Diese Ergebnisse sind aufregend: Eine Verbesserung der Ernährung in nur einem Bereich, wie der Verzehr von mehr als sechs Portionen grünem Blattgemüse pro Woche oder der Verzicht auf frittierte Lebensmittel, wurde mit weniger Amyloid-Plaques im Gehirn in Verbindung gebracht – ähnlich wie wenn man etwa vier Jahre jünger wäre«, schreibt Agarwal in einer Pressemitteilung.
Aufgrund des Studiendesigns können beide Studien lediglich eine Korrelation, aber keinen ursächlichen Zusammenhang nachweisen. »Aber wir wissen, dass es einen Zusammenhang gibt, und die Einhaltung der MIND- und der mediterranen Ernährung kann eine Möglichkeit sein, die Gesundheit des Gehirns zu verbessern und die kognitiven Fähigkeiten im Alter zu schützen«, resümiert Agarwal.
Auch räumen die Autorinnen und Autoren beider Publikationen ein, dass die Analysen mehrheitlich auf Personen beschränkt waren, die ihre ethnische Herkunft als weiß, britisch oder irisch angegeben hatten. Sie plädieren daher für weitere Forschung, um zu untersuchen, wie Ernährung und Gene das Demenzrisiko beeinflussen.