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Fallbeispiel

Medikationsanalyse mit Vorher-Nachher-Effekt

Vor acht Jahren hat der Apotheker Stefan Göbel eine seiner ersten Medikationsanalysen durchgeführt – damals noch mit Excel und Word. Dieses Jahr hat er die Medikation derselben Patientin erneut analysiert. Den Langzeiteffekt der ersten Analyse präsentierte er kürzlich bei der Webinarreihe »100 Medikationsanalysen später« von Pharma4u.
Carolin Lang
15.12.2023  16:30 Uhr

Kernproblem Adhärenz

»Das war ein brutaler Adhärenz-Fall«, resümierte Göbel. Im Kern habe er vor acht Jahren die gleichen Schlüsse gezogen und dem behandelnden Arzt – damals noch persönlich auf einem Zettel – übermittelt. Die Patientin sei in einen Teufelskreis geraten: Durch die Überdosierung des Amitriptylins habe sie tagsüber geschlafen und nachts wachgelegen. Um schlafen zu können, nahm sie wiederum Amitriptylin ein. Göbel führte darüber hinaus beim Arzt an, dass das eigenständig abgesetzte Torasemid möglicherweise die Wassereinlagerungen bedinge, genau wie das abgesetzte Inhalationsspray zur berichteten Atemnot beitragen könne.

An der verordneten Medikation habe dieser akut erst einmal nichts geändert, erklärte Göbel auf Nachfrage der PZ, doch wurde Frau H. ihre Medikation noch einmal erklärt und die Angehörigen kümmerten sich fortan um die korrekte Anwendung ihrer Medikamente. Die Beschwerden der Patientin hätten dadurch deutlich abgenommen, meldete die Angehörige Göbel zurück. Die Lebensqualität habe sich deutlich verbessert und die Patientin wieder deutlich mehr Kraft und Elan. Das zeige, wie wichtig es sei, dass Apothekerinnen und Apotheker Medikationsanalysen durchführen, schlussfolgerte Göbel.

Und acht Jahre später?

In diesem Jahr hat er erneut eine Medikationsanalyse bei der inzwischen 84-jährigen Frau H. durchgeführt. Durch die Verknüpfung der Analysesoftware mit dem Warenwirtschaftssystem von Göbels Apotheke war ihm im Vergleich zu früher auch bekannt, welche OTC-Präparate die Patientin einnimmt: Das waren unter anderem Korodin-Herz-Kreislauf-Tropfen und Iberogast. Auch Laborwerte lagen Göbel dieses Mal vor, unter anderem ein HbA1C-Wert von 9,3 Prozent.

Nach wie vor erhält Frau H. ASS, Tapentadol, Vitamin D3 und Pramipexol. Auch Amitriptylin nimmt sie noch immer ein, allerdings nur noch 25 mg pro Tag. Neu hinzugekommen sind Telmisartan, Lactulose und Cetirizin. Ersetzt wurden

  • Torasemid durch Xipamid,
  • Carbimazol durch L-Thyroxin (nach Radioiodtherapie),
  • Omeprazol durch Rabeprazol und
  • Metoprolol durch Ivabradin.

Intensiviert wurde die Therapie mit:

  • Metformin-Dosiserhöhung und Kombination mit Sitagliptin,
  • Atorvastatin kombiniert mit Ezetimib und
  • Beclomethason kombiniert mit Formoterol (inhalativ).

Bis auf gelegentliche Schmerzen und generelle Schläfrigkeit sei die Patientin heute beschwerdefrei. Und vor allem nehme sie acht Jahre später »alle Medikamente so, wie sie das vom Arzt aufgeschrieben bekommt«, betonte Göbel. »Weil sie damals gelernt hat, dass das sinnvoll ist und die Angehörigen ihr die Medikation mittlerweile stellen.« Sie habe jetzt eine sehr stabile Medikation.

Da es der Patientin gut ginge, bestünde kein großer Änderungsbedarf, so der Tenor beim Webinar. Optimierungspotenzial gebe es eventuell bei der Diabetestherapie, da der HbA1c-Wert nicht im Zielbereich läge. Die Müdigkeit könnte Pramipexol-bedingt sein und der Dopamin-Agonist daher versuchsweise abgesetzt werden. Durch die Umstellung von einem Schleifen- auf ein Thiazid-Diuretikum in Kombination mit Vitamin D3 sei zudem ein Monitoring des Calcium-Spiegels sinnvoll.

Retrospektiv betrachtet sei Frau H. im Jahr 2015 »zutiefst unglücklich« gewesen und heute eine »sehr zufriedene Patientin«, resümierte Göbel abschließend. Mit Blick auf das kommende Jahr wünschte er sich, »noch viel mehr Zeit für Medikationsanalysen.« Denn es gebe »noch ganz viele Frau H‘s, die von der Zusammenarbeit von Ärzten und Apothekern profitieren können.«

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