Medikamenten-Behandlung bei Long Covid soll leichter werden |
dpa |
13.09.2023 09:00 Uhr |
Long Covid beeinträchtigt Betroffene meist stark. Das BfArM soll nun eine Liste mit Medikamenten erstellen, die Patienten auch außerhalb der Zulassung verordnet und von der Kasse bezahlt werden können. / Foto: Adobe Stock/africa-studio
Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) soll dafür nun eine Liste mit Medikamenten erstellen, die für Long-Covid-Patienten auch außerhalb der Zulassung verordnet und von der Kasse bezahlt werden können. Lauterbach will in den Verhandlungen zum Bundesetat 2024 auch noch weitere Millionen zur Forschungsförderung herausholen.
»Die Therapie von Long-Covid-Erkrankten ist schwierig«, sagte der Minister. Auch Ursachen und Verläufe seien leider immer noch nicht ausreichend klar, obwohl es zuletzt wichtige neue wissenschaftliche Erkenntnisse gegeben habe. Laut Ministerium ist davon auszugehen, dass zwischen 6 und 15 Prozent der Corona-Infizierten an Long Covid erkranken. Darunter versteht man teils schwere Beschwerden, die nach einer akuten Krankheitsphase von vier Wochen fortbestehen oder dann neu auftreten. Die Bezeichnung Post Covid beschreibt das Krankheitsbild mehr als zwölf Wochen nach einer Corona-Infektion.
Noch gibt es wenig Anlaufstellen für Erkrankte, Wartezeiten sind oft lang. Der Runde Tisch, an dem Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft, Gesundheitswesen, von Betroffenen und Pharmaindustrie teilnahmen, sollte über Wege zu einer besseren Versorgung beraten.
Konkret soll das zuständige Bundesinstitut nun eine Liste mit Mitteln erstellen, die zu Long-Covid-Behandlungen eingesetzt werden können, obwohl sie eigentlich für andere Anwendungen zugelassen sind. Damit soll der teils schon praktizierte Einsatz auch rechtlich abgesichert werden. Die Liste solle sehr schnell kommen, auf jeden Fall noch in diesem Jahr, machte BfArM-Präsident Karl Broich deutlich.
Im Blick stehen etwa Mittel bei Schlafstörungen, die auch für Long Covid eingesetzt werden können, wie Lauterbach erläuterte. Die Leiterin der Immundefekt-Ambulanz an der Berliner Charité, Carmen Scheibenbogen, sagte, es gehe darum, Medikamente in der Breite verschreiben und zeitnah vielen Patienten helfen zu können. Dabei brächten die Mittel keine Heilung. »Aber sie versprechen oft eine sehr gute Symptomverbesserung.« Dies betreffe Kreislaufprobleme oder Schmerzen. Zudem gebe es auch Long-Covid-Beschwerden, bei denen Patienten beim Hinstellen schwindlig werde. Dies könne man mit einem Mittel behandeln, das für Herz-Rhythmus-Störungen zugelassen sei.
Handlungsbedarf besteht auch noch beim Aufbau eines bundesweiten Versorgungsnetzes. In Spezialambulanzen müssten Patienten Therapien gestellt bekommen, um sie gemeinsam mit Hausärzten umzusetzen, machte Scheibenbogen deutlich. Dafür werde dringend eine Anschubfinanzierung gebraucht. Der Patientenbeauftragte der Regierung, Stefan Schwartze, mahnte anwendbare Medikamente und ein zielgenaues Therapiekonzept an. »Und das regional vor Ort.« Durch die Vielzahl an Symptomen wie Erschöpfung, Konzentrationsprobleme, psychische Beschwerden oder Muskelschmerzen könne oft kein einheitliches Krankheitsbild erstellt werden. Daher seien weitere Mittel für eine bessere Forschung nötig.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.