Madrid drängt in Brüssel auf Schnelltests in Apotheken |
Madrids Regionalpräsidentin Isabel Ayuso Díaz drängt auf einen Rechtsrahmen für Coronavirus-Schnelltests in Apotheken und will sich dafür Unterstützung aus Brüssel organisieren. / Foto: Imago images/ZUMA Wire
Wer in diesen Tagen in Madrid unterwegs ist, dürfte kaum glauben, dass die spanische Hauptstadt noch bis vor einigen Wochen als einer der größten Coronavirus-Hotspots galt. Während die meisten Großstädte in diesen Tagen Wirtschaft und Kultur wieder herunterfahren, laden Restaurant und Bars in Madrid zum Verweilen ein, auch Kinos und Theater sind geöffnet. Für ihren Kurs stand Isabel Díaz Ayuso als Präsidentin der Hauptstadtregion zuletzt immer wieder in der Kritik. Die Zahlen allerdings geben der 42-Jährigen recht. Denn erstaunlicherweise gehen die offiziell registrierten Ansteckungen in Madrid seit Ende September zurück.
Im Kampf gegen die Pandemie hat das Testen für die Regionalpräsidentin hohe Priorität. Seit einiger Zeit kommen verstärkt auch Antigen-Schnelltests in Madrid zum Einsatz. Allein in der vergangenen Woche sollen es Díaz Ayuso zufolge 130.000 gewesen sein. Um künftig noch mehr testen zu können, möchte die spanische Hauptstadt nun auch Apotheker in die Schnelltests einbeziehen. Dafür allerdings gab die Zentralregierung bislang kein grünes Licht.
Díaz Ayuso will das Thema daher jetzt auf eine andere Ebene holen – und schrieb am Dienstag kurzerhand einen Brief an EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Experten seien der Meinung, dass Antigen-Schnelltests auch in Apotheken und Zahnkliniken möglich seien, heißt es in dem Schreiben, das der PZ vorliegt.
Demnach sind die Heilberufler fachlich in der Lage, die Tests durchzuführen, zudem garantierten sie Sicherheits- und Hygienestandards und könnten die Testergebnisse an das Gesundheitssystem melden.
Dabei erinnert Díaz Ayuso daran, dass Apotheker in anderen europäischen Ländern bereits heute Schnelltests vornehmen, so etwa in Frankreich, Portugal und Großbritannien. In Spanien erlaube das die Agentur für Arzneimittel und Gesundheitsprodukte bislang allerdings nicht. »Deshalb fände ich es sinnvoll, wenn eine europäische Autorität diese neue Form des Testens für rechtsgültig erklären könnte – nicht nur in Spanien, sondern in ganz Europa«, schreibt Díaz Ayuso.
Auch in Deutschland dürfen Apotheker Schnelltests auf das Coronavirus bislang weder direkt an Patienten abgeben noch Tests vor Ort durchführen. Mit dem Dritten Bevölkerungsschutzgesetz wurden allerdings die Regeln zur Abgabe gelockert, sodass Schnelltests nun nicht mehr nur an Ärzte, sondern etwa auch an Pflegeheime ausgehändigt werden dürfen.
Wie die EU-Kommission auf das Anliegen aus Madrid reagieren wird, bleibt abzuwarten. Erst gestern hatte die Brüsseler Behörde eine unverbindliche Empfehlung für den Einsatz von Antigen-Schnelltests ausgesprochen. Demnach können die Tests erheblich zur Eindämmung der Pandemie beitragen und auch grenzüberschreitenden Verkehr ermöglichen. Dazu allerdings müssten die EU-Staaten die Tests auch gegenseitig anerkennen, so die EU-Kommission.
In den USA hat die Arzneimittelbehörde FDA derweil erstmals einen Coronatest für den Heimgebrauch zugelassen. Konkret handelt es sich um ein Testkit des Herstellers Lucira Health, das für Menschen ab 14 Jahren geeignet und derzeit nur auf Rezept erhältlich ist. Binnen 30 Minuten soll ein Testergebnis vorliegen. Wer positiv ist, soll sich laut FDA in Isolation begeben und einen Arzt kontaktieren. Wer ein negatives Testergebnis habe und trotzdem Symptome entwickle, für den gilt ebenfalls die Empfehlung, sich an einen Arzt zu wenden. Schließlich könne ein negativer Test eine Infektion mit dem Coronavirus nicht vollständig ausschließen, so die FDA.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.