Leberschäden durch lange Anwendung von Curcuma-Präparaten |
Daniela Hüttemann |
07.02.2024 14:00 Uhr |
Curcuma hat durchaus positive gesundheitliche Effekte, doch wie immer gilt: Allein die Dosis macht das Gift. Von hoch dosierten Präparaten mit optimierter Bioverfügbarkeit sollte man absehen. Im Currypulver ist es in üblichen Mengen unbedenklich. / Foto: Getty Images/yokeetod
Der aktuelle Fallreport wurde im November 2023 im US-Fachjournal »Annals of Internal Medicine – Clinical Cases« publiziert. Eine 36-jährige Frau wurde mit fortschreitender Gelbsucht und Juckreiz, die erstmals nach einer asymptomatischen Corona-Infektion aufgetreten waren, in einer Klinik vorstellig. Sie hatte keine Autoimmunerkrankung, trank kaum Alkohol, rauchte nicht und nahm weder OTC-Arzneimittel noch Drogen ein.
Allerdings hatte sie in den sechs Monaten vor der Einweisung jeden Tag 30 ml eines flüssigen Nahrungsergänzungsmittels mit Curcuma (engl. tumeric, Präparatename Qunol) eingenommen. Das entspricht 2 Gramm Curcuma-Extrakt laut Kennzeichnung des Präparats. Der Grund waren sportbedingte Knieschmerzen. Die Betroffene hatte eine Studie über schmerzlindernde Effekte von Curcuma gelesen und die Einnahme daraufhin eigenmächtig begonnen.
Die Leberwerte waren so stark erhöht, dass die behandelnden Ärzte eine hepatozelluläre Leberschädigung diagnostizierten, was durch eine Leberbiopsie bestätigt wurde. Eine Infektion oder andere Erkrankung wurde ausgeschlossen. Sie wurde stationär supportiv und mit Cholestyramin gegen den Juckreiz behandelt. Das Curcuma-Präparat wurde selbstverständlich abgesetzt. Dabei stabilisierten sich ihre Leberwerte langsam. Nach sechs Monaten waren die Werte eines Leberfunktionstestes wieder normal.
Es ist nicht der erste und einzige Fall einer Leberschädigung unter Einnahme von pflanzlichen Mitteln und Nahrungsergänzungs-Präparate, insbesondere mit Curcuma. Bereits im Oktober 2022 bezeichneten Forschende Curcuma-assoziierte Leberschäden im »American Journal of Medicine« als wachsendes Problem und stellten zehn solcher Fälle aus den Jahren 2011 bis 2017 vor, von denen eine Person an akutem Leberversagen starb. Drei von sieben getesteten Präparaten erhielten zusätzlich das wirkverstärkende Piperin aus Schwarzem Pfeffer.
In den USA nimmt nach Einschätzung der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA ein Viertel der Bevölkerung über 64 Jahre mindestens vier Nahrungsergänzungsmittel ein. Insgesamt nutzt dort mindestens jeder Zweite ein Supplement. Die Autoren der Fallberichte kritisieren einen unkritischen Einsatz der nur unzureichend reglementierten Produkte scharf, die in Dosierung und Bioverfügbarkeit stark schwanken können und nicht immer korrekt ausgewiesen sind. Verbraucher müssten hier besser aufgeklärt und geschützt werden. Im konkreten Fall der 36-Jährigen hatte sie sogar die Dosierungsangaben befolgt. Allerdings hatte der Hersteller keine Angaben zur Anwendungsdauer gemacht.
Generell wird Curcuma als sicher eingestuft und wird bekannterweise auch teelöffelweise beim Kochen verwendet. Nicht zuletzt ist Curcuma der gelbfärbende Hauptbestandteil von Curry. Das enthaltene Curcumin ist relativ instabil und schlecht wasserlöslich, sodass die Bioverfügbarkeit bei Verwendung in der Küche nicht allzu hoch ist. Nahrungsergänzungsmittel sind mitunter höher dosiert als bei der küchenüblichen Verwendung – bei besserer Bioverfügbarkeit aus den Extrakten, die durch das Piperin aus Schwarzem Pfeffer noch erhöht wird.
Bereits 2021 hatte das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) eine Stellungnahme zu Curcumin in Nahrungsergänzungsmitteln abgegeben und darauf hingewiesen, dass die Gesamtaufnahme von Curcumin über alle Aufnahmequellen (also inklusive der Mahlzeiten) langfristig nicht mehr als 3 mg/kg Körpergewicht und Tag betragen soll. Zudem sieht es mit Blick auf eine potenziell leberschädigende Wirkung Forschungsbedarf bei Präparaten mit verbesserter Bioverfügbarkeit.
Prinzipiell gilt das traditionelle Gewürz Curcuma als gesund. Das enthaltene Curcumin wirkt vor allem antioxidativ und entzündungshemmend. Es hilft bei der Fettverdauung und wird traditionell bei Magen-Darm-Beschwerden eingesetzt.
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