Lauterbach ließ Pharmazieräte abblitzen |
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach nahm die Kritik der Pharmazieräte am Apotheken-Reformgesetz nicht an. / © IMAGO/Sven Simon
Die Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft der Pharmazieräte Deutschlands (APD) fand vom 13. Bis 16. Oktober in Bamberg statt. Rund 80 ehrenamtliche Pharmazieräte und Amtsapotheker aus ganz Deutschland trafen sich mit Vertretern der zuständigen Ministerien der Länder und der Standesvertretung zur Diskussion über aktuelle Themen der Apothekenüberwachung. Das Bundesgesundheitsministerium hatte keinen Vertreter geschickt, zum ausdrücklichen Bedauern der Pharmazieräte.
Der Vorsitzende der APD, Marco Bubnick, betonte, dass die „Apotheke ohne Apotheker für die Pharmaziertäe ein absolutes „no go“ darstelle. Der von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geplante radikale Umbau des Systems werde von den Pharmazieräten entschieden abgelehnt. In der verabschiedeten Resolution heißt es unter anderem: „Nur durch die ständige persönliche Anwesenheit einer approbierten Person kann eine vollständige und unterbrechungsfreie Versorgung der Bevölkerung nach §1 Abs. 1 ApoG in jeder Bedarfs- und Beratungssituation gewährleistet werden.“
Annett Zielosko, Mitglied der Arbeitsgruppe Arzneimittel-, Apotheken-, Transfusions- und Betäubungsmittelwesen (AATB) der obersten Landesgesundheitsbehörden, berichtete, dass die AG AATB im November 2023 inoffiziell das Eckpunktepapier des BMG zur geplanten Reform zugespielt bekam. Im Dezember wurde eine Stellungnahme an das Ministerium übersandt. Doch die Kritik der Pharmazieräte wurde nicht aufgegriffen, Minister Lauterbach bekanntlich erst von den eigenen Kabinettskollegen gestoppt.
Zielosko merkte noch an, dass die Einflussmöglichkeiten der Länder auf das Apothekenreformgesetz sehr begrenzt seien. Denn zustimmungspflichtig seien nur Gesetze, bei denen Änderungen im Vollzug mit einhergehen oder die die Finanzen der Länder betreffen. Eigene Initiativen aus den Ländern würden zudem oft abgewiegelt werden – etwa seinerzeit beim Rx-Versandhandelsverbot.
ABDA-Geschäftsführer Recht, Lutz Tisch, stellte die möglichen Folgen des geplanten ApoRG vor. Aus seiner Sicht standen die Freiberuflichkeit des Berufsstandes und letztlich auch das Fremd- und Mehrbesitzverbot auf dem Spiel.
Die Bedeutung der Apotheke vor Ort wurde in einem Vortrag von Wolfgang Kircher deutlich. Er stellte die Ergebnisse einer WHO-Studie vor, nach der eine Adhärenzverbesserung mehr bringt, als neue Wirkstoffe oder neue Darreichungsformen.