Lauterbach besucht Apotheke |
Alexander Müller |
02.07.2024 11:32 Uhr |
Der Minister zeigte sich zuversichtlich, dass er die Reform am 17. Juli wie geplant durch das Kabinett bekommt. Die Abstimmung sei gut gelaufen, es gebe keine »Haushaltprobleme«. Als Erleichterung für die Apotheken nannte Lauterbach die geplante Freigabe von Skonti, »damit die Apotheken nicht noch unter wirtschaftlichen Druck geraten«.
Beyer wollte gegenüber den zahlreichen Pressevertretern noch einmal klarstellen, dass die geplanten Erleichterungen für Filialapotheken nicht nur Standorte in unterversorgten Regionen betreffen würde, sondern alle rund 17.500 Apotheken. »Unter dem wirtschaftlichen Druck werden Anreize geschaffen, das Leistungsangebot der Apotheke zu reduzieren, auch in schon bestehenden Apotheken.«
ABDA-Präsidentin Overwiening ließ bei den Fragen wiederholt Beyer als Gastgeber den Vortritt. Ganz zum Schluss musste sie gegenüber dem Minister aber doch noch etwas klarstellen: Der Apotheker in seiner Apotheke sei das Leitbild des gesamten Berufsstandes und der Arzneimittelversorgung in Deutschland. »Und dieses Leitbild wollen wir nicht verlassen.«
Internationale Studien zeigten, dass die Präsenz eines Apothekers zu mehr Arzneimitteltherapiesicherheit führe und mehr Adhärenz – und damit auch viel Geld einsparten. Ihr schwebt vor, die pharmazeutischen Dienstleistungen so weiterzuentwickeln, dass die Erhöhung der Einnahmetreue vergütet wird. Dazu müssten die Apothekerinnen und Apotheker aber vor Ort sein und nicht »zufällig dazu gerufen werden«. Unter diesem Aspekt müsse die Reform weiterentwickelt werden.
Große Erwartungen hatte Beyer im Vorfeld nicht geäußert: »Ich gehe nicht davon aus, dass Minister Lauterbach danach plötzlich alles ganz anders sieht«, sagte er kurz vor dem Besuch zur PZ. Aber ihm sei wichtig, dem Minister zu verdeutlichen, was dessen Reformpläne für ihn als Apotheker bedeuten würden – und für seine Kundinnen und Kunden.
Denn geringere Anforderungen an den Betrieb einer Apotheke würden zwangsläufig dazu führen, dass die Inhaberinnen und Inhaber versuchen würden, die Kosten zu drücken. Was potenzielle Einsparungen betrifft, ist Beyer überdies skeptisch. Eine erfahrene PTA, die de facto alleine eine Apotheke führt, wäre mit Sicherheit nicht mehr zu einem PTA-Gehalt zu beschäftigen. Und er sieht noch ein anderes faktisches Problem: »Wie sollen wir einen Mangelberuf durch einen anderen Mangelberuf ersetzen?« Es fehle schlicht das Personal.
Mike Beyer sprach mit Karl Lauterbach über die möglichen Folgen der geplanten Apothekenreform. / Foto: PZ
Laut dem Referentenentwurf zum ApoRG soll jeder Inhaber künftig drei Filialen und zusätzlich zwei sogenannte Zweigapotheken betreiben dürfen. In den Filialen muss der Inhaber acht Stunden pro Woche vorbeischauen, ein Filialleiter ist dagegen nicht mehr zwingend vorgeschrieben. Mit sechs künftig auch noch potenziell weiter voneinander entfernt liegenden Standorten werde das System der inhabergeführten Apotheke abgeschafft, so Beyer. »Uns und auch dem Nachwuchs wird das Signal gesandt: Wir brauchen euch nicht mehr«, kritisiert Beyer.