Langsam, aber sicher zum Ziel |
Mit Formula-Diäten lässt sich im Vergleich zu konventionellen Diäten mehr Gewicht verlieren; zudem verbessern sich Blutdruck und Blutzuckerwerte. / Foto: Getty Images/MartinPrescott
Haben Sie nicht etwas, was meinen Stoffwechsel anregt? Oder vielleicht sind diese neuen Spritzen etwas für mich? So lauten häufige Fragen von Apothekenkunden, die Gewicht verlieren möchten oder müssen. Die Antwort »schmeckt« vielen Fragenden nicht: Eine Tablette oder Spritze allein kann nicht richten, was jahrelang in Sachen Ernährung (zu viel) und Bewegung (zu wenig) falsch lief.
Wer möchte, dass sich etwas ändert, muss bei sich selbst anfangen. Am besten mit einer Bestandsaufnahme – sei es in Form eines Ernährungstagebuchs auf Papier oder mithilfe einer App. So lässt sich herausfinden, wo das eigene Verhalten oder die Zusammensetzung der täglichen Mahlzeiten von gesunden Empfehlungen abweichen. Wer seine Fettreserven dauerhaft reduzieren möchte, kommt um eine ebenso dauerhafte Veränderung der eigenen Gewohnheiten nicht herum.
Drei gesunde Mahlzeiten mit ausreichenden Pausen zwischen den Mahlzeiten, keine Snacks und regelmäßige Bewegung bilden die Basis – nicht als vorübergehende Diät, sondern als zukünftige Ernährungsgewohnheit. Vielen Betroffenen ist das nur schwer zu vermitteln und oft klappt es mit der Umsetzung nicht auf Anhieb. Dann hilft der Hinweis, dass neue Gewohnheiten erfahrungsgemäß etwas Zeit brauchen, bis sie sich verfestigt haben.
Helfen können bei der Umstellung der Ernährungs- und Lebensgewohnheiten Programme zur Gewichtsreduktion wie Abnehmen mit Genuss, Weight Watchers, Leichter leben in Deutschland oder Optifast-52. Zu einer medikamentösen Unterstützung rät die (nicht mehr gültige) S3-Leitlinie »Adipositas – Prävention und Therapie« nur, wenn auch Basismaßnahmen umgesetzt werden. Für die Selbstmedikation als Arzneimittel zugelassen ist der Wirkstoff Orlistat für Erwachsene ab einem BMI ab 28 kg/m2 in einer empfohlenen Dosierung von dreimal täglich 60 mg. Er sollte in Verbindung mit einer leicht hypokalorischen, fettreduzierten Ernährung angewendet werden. Da es möglicherweise zu einer verminderten Absorption fettlöslicher Vitamine kommen kann, sollten Anwender abends ein Multivitaminpräparat einnehmen. Einige Patientengruppen sollten vor einer Selbstmedikation ihren Arzt zurate ziehen. Dazu gehören Patienten, die Levothyroxin, Antiepileptika oder antiretrovirale Arzneimittel einnehmen. Anwenderinnen der Pille sollten eine zusätzliche schwangerschaftsverhütende Methode anwenden, da Durchfälle die Wirksamkeit des oralen Kontrazeptivums herabsetzen können.
Gesunde Mahlzeiten lassen sich im Arbeitsalltag zumindest anfangs häufig nur schwer umsetzen, vor allem bei unregelmäßigen Arbeitszeiten sowie im Schicht- und Außendienst. In der Anfangszeit können hier Formula-Diäten helfen, durch definierte Kalorienportionen die Energiezufuhr unter Kontrolle zu halten und sich an den neuen Mahlzeitenrhythmus zu gewöhnen.
Weniger Evidenz gibt es für verschiedene Medizinprodukte oder Nahrungsergänzungsmittel, die etwa Nahrungsfette im Darm binden und so deren Resorption vermindern sollen. Gleiches gilt für Quellmittel, die durch eine Füllung des Magens das Sättigungsgefühl verstärken sollen. Gleichwohl können sie mit Nebenwirkungen einhergehen. Erstere können bei fettreicher Ernährung zu unangenehmen Fettstühlen führen, Letztere bei zu geringer Flüssigkeitsaufnahme und/oder Schluckstörungen an falscher Stelle (Speiseröhre) aufquellen oder im Magen-Darm-Trakt zu Verschlüssen führen.
Apothekenkunden mit starkem Übergewicht/Adipositas und bestehenden Grunderkrankungen sollten bereits vor dem Start der Umstellung Rücksprache mit ihrem Arzt halten. Denn eine Veränderung der Ernährungsgewohnheiten und eine Gewichtsabnahme können, etwa bei Patienten mit Typ-2-Diabetes oder Bluthochdruck, eine Anpassung der Medikation erforderlich machen.
Andere müssen darauf achten, bestimmte Nährstoffe in ausreichender Menge zu erhalten. So empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung Erwachsenen bis unter 65 Jahren eine tägliche Eiweißzufuhr von 0,8 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht, gesunden Älteren von 1 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht , damit der Körper nicht auf seine eigenen Eiweißreserven zurückgreift. Ausnahmen gelten bei eingeschränkter Nierenfunktion. Wer etwa an Osteoporose leidet, muss auf eine ausreichende Vitamin-D- und Calcium-Versorgung achten. In manchen Fällen kann daher auch eine Ergänzung von bestimmten Vitaminen und/oder Mineralstoffen sinnvoll sein.