Landapothekerquote in Thüringen |
Alexander Müller |
22.11.2024 15:14 Uhr |
Im Thüringer Koalitionsvertrag von Georg Maier (SPD), Katja Wolf (BSW) und Mario Voigt (CDU) spielen Apotheken eine große Rolle. / © picture alliance/dpa
In Thüringen haben sich CDU, das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) und SPD auf einen Koalitionsvertrag unter dem Titel »Mut zur Verantwortung. Thüringen nach vorn bringen.« verständigt. Auf 126 Seiten schreibt sich die kommende Regierung des Freistaats ein Programm für die nächsten fünf Jahre.
Die Apotheken werden gleich vorne in den Prioritäten der Regierungsarbeit unter der Überschrift »Gesundheit sichern – Nah am Menschen« genannt. Anspruch sei es, eine flächendeckende medizinische Grundversorgung sicherzustellen, sodass Arztpraxen und Apotheken überall im Land in maximal 20 Minuten erreichbar seien, heißt es. Insgesamt werden die Apotheken in einem Koalitionsvertrag auf Landesebene überraschend oft genannt. Offenbar ist es den Standesorganisationen im Freistaat gut gelungen, die aktuellen Herausforderungen der Branche darzustellen.
Im Kapitel »Gesundheit, Pflege und soziale Verantwortung« wird das Konzept des »20-Minuten-Landes« konkretisiert. Die Menschen in Thüringen sollen innerhalb von 20 Fahrtminuten medizinische Versorgung vor Ort erhalten können, egal ob Haus-, Kinder- oder Frauenarzt, Apotheke oder Zahnarzt.
Um perspektivisch mehr Ärzte sowie Fachkräfte im Gesundheitsbereich zu gewinnen, sollen durch Baumaßnahmen die Studienkapazitäten der Zahnmedizin am Universitätsklinikum Jena und des Pharmazeutischen Instituts an der Friedrich-Schiller-Universität Jena erweitert werden.
Die »Brombeer-Koalition« will zudem Fachkräfte aus dem Ausland nach Thüringen locken: »Mit einem Anwerbungs- und Anerkennungsturbo für Auszubildende und Fachkräfte aus dem Ausland im Bereich Medizin, Zahnmedizin, Pharmazie und Pflege sorgen wir dafür, dass der Personalmangel in der Gesundheits-und Pflegebranche bekämpft wird«, heißt es.
Rechtlich anspruchsvoll dürfte das Projekt »Landapothekerquote« werden, wie sich schon in der Diskussion bei der Landesapothekerkammer Thüringen gezeigt hatte. Im Koalitionsvertrag heißt es dazu: »Durch die Erhöhung der Landarztquote und Landzahnarztquote sowie der Einführung einer Landapothekerquote werden wir die Versorgung wieder erreichbar gestalten.« Die konkrete Ausgestaltung wird dann das neu besetzte Gesundheitsministerium erarbeiten müssen.
Mit dem Ausbau der Niederlassungsförderung und Stipendienprogramme für Ärzte, Zahnärzte und Apotheker sollen in Kooperation mit den Kommunen zudem Anreize für die Heilberufler geschaffen werden, sich in ländlichen Gebieten langfristig niederzulassen.
Ebenfalls erfreulich für die Apothekerschaft: Im Kapitel »Telemedizin & Notfallversorgung« wird das Projekt ARMIN (Arzneimittelinitiative Sachsen-Thüringen) explizit als Positivbeispiel genannt: »Erkenntnisse aus erfolgreichen Thüringer Modellprojekten wie ›ARMIN‹ wollen wir in die Versorgung einfließen lassen.«