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Langzeit-Studie

Lässt sich Brustkrebs auch mit Anastrozol verhindern?

Frauen jenseits der Wechseljahre mit einem erhöhten Brustkrebsrisiko können mit Tamoxifen dieses Risiko senken. Neue Studiendaten machen Hoffnung, dass dies auch und sogar besser mit Anastrozol gehen könnte.
Daniela Hüttemann
14.01.2020  17:00 Uhr

Bislang wird eine Brustkrebs-Prophylaxe bei postmenopausalen Frauen mit hohem Krebsrisiko in erster Linie mit dem selektiven Estrogen-Rezeptormodulator (SERM) Tamoxifen durchgeführt. Der Aromatase-Hemmer Anastrozol unterdrückt die Produktion von Estrogen und wird seit mehr als 20 Jahren in der Behandlung von Brustkrebs eingesetzt. Seit 2017 wird es in Großbritannien und seit 2019 auch in den USA zur Brustkrebsprävention empfohlen.

In zwei großen klinischen Studien konnte gezeigt werden, dass auch die fünfjährige Einnahme von Anastrozol Hochrisiko-Kandidatinnen für Brustkrebs vor einem Mammakarzinom schützen kann. Eine neue Langzeitauswertung einer dieser Studien (IBIS-II) zeigt nun, dass der schützende Effekt über den eigentlichen Einnahmezeitraum hinausgeht.

An der internationalen, randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten IBIS-II-Studie nahmen zwischen 2003 und 2012 insgesamt 3.864 postmenopausale Frauen mit erhöhtem Brustkrebsrisiko teil. Sie erhielten entweder einmal täglich 1 mg Anastrozol oral oder Placebo. Jede Teilnehmerin nahm ihr (Schein-)Medikament über fünf Jahre ein. Dabei lag die Adhärenz bei 74,6 Prozent unter Verum und 77,0 Prozent unter Placebo, was auf eine gute Verträglichkeit hinweist.

Auch nach Abschluss der fünf Jahre wurde jährlich überprüft, ob eine der Probandinnen an Brustkrebs oder einer anderen Tumorart erkrankte, bestimmte schwere Nebenwirkungen auftraten oder die Teilnehmerin verstarb. Diese Langzeitdaten wurden jetzt in der Fachzeitschrift »The Lancet« veröffentlicht.

Die Nachbeobachtungszeit betrug im Schnitt 131 Monate (105 bis 156 Monate). Die Ergebnisse waren beeindruckend: Während in der Anastrozol-Gruppe mit 1.920 Probandinnen 85 Brustkrebsfälle auftraten, waren es unter Placebo mit 165 von 1.944 Teilnehmerinnen fast doppelt so viele. Die relative Risikoreduktion betrug 49 Prozent. Dabei war die Schutzwirkung etwas deutlicher während des fünfjährigen Einnahmezeitraums, der Unterschied war jedoch nicht statistisch signifikant.

Schaut man sich die Brustkrebs-Subtypen genauer an, ließ sich feststellen, dass die relative Risikoreduktion für Estrogenrezeptor-positive Karzinome etwas höher bei 54 Prozent lag und für duktale Karzinome in situ (DCIS) bei 59 Prozent lag. Bei letzteren handelt es sich um eine krankhafte Wucherung neoplastischer Zellen in den Milchgängen (Ductuli) der Brust, die als frühe, nicht invasive Form von Krebs gelten.

Auch weniger Hautkrebs

Auch andere Tumorarten traten in der Anastrozol-Gruppe seltener auf als unter Placebo (147 versus 200). Dabei handelte es sich vor allem um Hautkrebs (keine Melanome). Todesfälle jedweder Ursache traten in beiden Gruppen vergleichsweise oft auf (69 versus 70, darunter zwei Todesfälle durch Brustkrebs unter Anastrozol sowie drei unter Placebo).

Die Forscher um Studienleiter Professor Dr. Jack Cuzick von der Queen Mary University of London untersuchten auch, ob unter dem Aromatase-Hemmer mehr Knochenbrüche oder kardiovaskuläre Ereignisse auftraten. Hier konnten sie keinen Unterschied zu Placebo feststellen.

Koautorin und Statistikerin Dr. Ivana Sestak kommentiert in einer Pressemitteilung der Universität: »Die Ergebnisse zeigen, dass über einen Zeitraum von zwölf Jahren pro 29 Frauen, die Anastrozol über fünf Jahre nehmen, eine Brustkrebserkrankung verhindert werden kann.« Auch Tamoxifen wird zur Brustkrebsprävention bei Frauen mit hohem Risiko eingesetzt. Hier beträgt laut Sestak die sogenannte Number to treat (NNT) für denselben Zeitraum 49 Frauen.

Studienleiter Cuzick befürwortet daher, postmenopausalen Frauen mit hohem Brustkrebsrisiko bevorzugt Anastrozol statt Tamoxifen anzubieten. »Tamoxifen könnte dann nur den relativ wenigen Frauen vorgeschlagen werden, die schwere Nebenwirkungen unter Anastrozol erleiden.« Zum Beispiel kann sich unter Tamoxifen ein Endometriumkarzinom, also Krebs in der Gebärmutterschleimhaut bilden. Allerdings schränkt Cuzick ein, dass ein noch längeres Follow-up bezüglich der Brustkrebssterblichkeit unter Anastrozol aussteht.

Cuzick und seine Mitarbeiter hatten in früheren Analysen auch die Schutzwirkung von Tamoxifen und anderen SERM untersucht. Laut einer Metaanalyse senken diese das Brustkrebsrisiko um 38 Prozent gegenüber Placebo. Auch hier hält der Effekt länger als die fünf Einnahmejahre an.

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