Labore sollen PCR-Tests priorisieren |
Cornelia Dölger |
19.01.2022 13:20 Uhr |
Klinik- und Pflegepersonal als Erste: Bei der Auswertung von PCR-Tests sollen sie bevorzugt werden, das sieht die neueste Version der Coronavirus-Testverordnung vor. / Foto: Adobe Stock/Elnur
Die Lage sei ernst, die Labore überlastet und kaum noch in der Lage, den Aufträgen hinterherzukommen, hatte der Vorstandsvorsitzende des Vereins Akkreditierte Labore in der Medizin (ALM), Michael Müller, bei einer Pressekonferenz am gestrigen Dienstag betont, über die die PZ berichtete. Um aus der Spirale von immer mehr PCR-Testungen und -auswertungen angesichts der weiter steigenden Infektionszahlen herauszukommen, gelte es, sich an die Nationale Teststrategie zu halten und gezielter zu testen, so der Laboratiorumsmediziner. Diese sehe doch eindeutig Priorisierungen vor.
Eine Fokussierung plant die Politik nun in der Tat, allerdings bezieht diese sich nicht auf die PCR-Testungen, sondern auf deren Auswertungen. Im Blick sind also die medizinischen Labore. Mit einer erneuten Anpassung der Coronavirus-Testverordnung, die der PZ als Referentenentwurf vorliegt, sollen diese dazu verpflichtet werden, die Tests von Gesundheitspersonal bei der Auswertung zu priorisieren. Zuletzt war die Verordnung vor gut zwei Wochen geändert worden. Seitdem dürfen Apotheken in ihren Offizinen PCR-Testungen ohne Analyse im Fremdlabor durchführen. Die dafür einsetzbaren Geräte könnten allerdings nicht signifikant zur Entlastung der Labore beitragen, weil sie nicht für Massentestungen geeignet seien, hieß es vom ALM. Zudem sind die Geräte in der Anschaffung sehr teuer, die vorgesehene Vergütung je Test liegt aber nur bei 30 Euro.
Im aktuellen Verordnungsentwurf soll sich nun Paragraf 6 der Testverordnung ändern. Demnach soll Probenmaterial, das von »Beschäftigten in Krankenhäusern, stationären Pflegeeinrichtungen und Einrichtungen der Eingliederungshilfe sowie ambulanten Pflegediensten und Diensten der Eingliederungshilfe« entnommen wurde, von den Laboren vorrangig untersucht werden. Dafür würden Ärzte und Testzentren verpflichtet zu dokumentieren, ob das Probenmaterial diesen Beschäftigten zuzuordnen ist, heißt es weiter. Die Beschäftigten ihrerseits müssen demnach gegenüber den Leistungserbringern nachweisen, dass sie diesen Berufsfeldern angehören.
Damit entspricht die Regelung zumindest in Teilen auch den Vorstellungen der Labore. »Die Politik muss die Vorgaben der Nationalen Teststrategie jetzt umsetzen« , hatte Müller gefordert. ALM-Vorstandvize Professor Jan Kramer ergänzte, alle beteiligte Akteure müssten dafür sensibilisiert werden. Es könnten nicht unbegrenzt Testkapazitäten gesteigert werden, sondern es gelte, beim PCR-Testen zu fokussieren. »Und das passiert nicht in den Laboren, sondern muss in den Testzentren und Arztpraxen gemacht werden«, so Kramer. Für die Freitestung etwa zur Rückkehr an den Arbeitsplatz eigneten sich auch Antigentests gut. Damit entsprach Kramer der Einschätzung von Bundesgesundheitsminister Professor Karl Lauterbach (SPD), der am gestrigen Dienstag im »Deutschlandfunk« vor der baldigen Knappheit an PCR-Tests gewarnt hatte.
In die Fokussierung von PCR-Testungen seien auch Beschäftigte im Gesundheitssektor mit einzubeziehen, forderte Kramer zudem. Das Apothekenpersonal taucht in der aktuellen Verordnung allerdings nicht auf. Die Verordnung tritt am Tag nach der Verkündung in Kraft.
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