KV Westfalen-Lippe bleibt an Bord |
Melanie Höhn |
23.08.2022 14:00 Uhr |
Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen Lippe (KVWL) fordert, dass E-Rezepte mithilfe der elektronischen Gesundheitskarte (EGK) zügig eingelöst werden können. / Foto: imago images/Martin Bäuml Fotodesign
Ab dem 1. September 2022 sollte das E-Rezept eigentlich in Schleswig-Holstein und Westfalen-Lippe getestet werden. Gestern wurde aber bekannt, dass sich die KV Schleswig-Holstein aus der E-Rezept-Testphase zurückzieht. Grund dafür war die Kritik der dortigen Landesdatenschutzbeauftragten Marit Hansen am E-Mail-Übermittlungsverfahren des Praxissoftware-Herstellers Medisoftware. Nun erklärte die KV Westfalen Lippe in einer Pressemitteilung am heutigen Dienstag, dass sie bei der E-Rezept-Testphase »vorerst« weiter an Bord bleibt.
»Wir respektieren natürlich die Entscheidung unserer Kolleginnen und Kollegen aus Schleswig-Holstein, allerdings werden wir vorerst nicht aus dem Projekt aussteigen«, erklärte Thomas Müller, Vorstand der KVWL. Er ist unter anderem für IT und Digitalisierung zuständig. »Wir sind weiterhin davon überzeugt, dass es bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens besser ist, auf dem Fahrersitz zu sitzen und den Kurs mitzubestimmen – damit wir möglichst unfallfrei durch diese Entwicklung kommen«, betonte er.
Seit Wochen treibe die KVWL deshalb die Pläne zum E-Rezept-Rollout am 1. September voran. »Unser Team hat in den vergangenen Wochen mit unglaublich viel Energie großartige Arbeit geleistet. Mit diesem Spirit werden wir die nächsten Tage und Wochen beschreiten«, so Müller weiter.
Eines ist aber laut Müller »unverhandelbar«: Für ein digitales Angebot wie das E-Rezept könne es nur eine »digitale Lösung zur Übertragung« geben. »Den Weg dafür haben wir mit dem Einsatz der elektronischen Gesundheitskarte bereits aufgezeigt«, so Müller. Er erklärte zudem, dass er von der Gematik, dem Bundesgesundheitsministerium sowie den Apothekenverwaltungssystem-Herstellern erwartet, dass das E-Rezept »spätestens in drei Monaten mit der EGK übertragen und eingelöst werden kann«. Dies sei die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Einführung des E-Rezepts und nicht verhandelbar.
Zum Start der Rollout-Phase am 1. September sind in Westfalen-Lippe rund 250 Praxen dabei. Im Anschluss daran soll die Anzahl der Teilnehmer sukzessive gesteigert werden, um die Funktionsfähigkeit des E-Rezepts in der Arbeitsrealität in den Arztpraxen erproben zu können.
Thomas Müller ist auch bei der diesjährigen Expopharm vor Ort und spricht im Rahmen des Formats »PZ Nachgefragt« am Mittwoch, 14. September 2022 um 12:10 Uhr zum Thema »Wie gelingt der E-Rezept-Start?«.
Das Papier-Rezept ist ein Auslaufmodell. Mit dem E-Rezept sollen alle Arzneimittel-Verordnungen über die Telematikinfrastruktur abgewickelt werden. Wir berichten über alle Entwicklungen bei der Einführung des E-Rezeptes. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite E-Rezept.