Dass Kinder dafür die größte Vulnerabilität haben, verdeutlichte Teber mit einem Beispiel, das diesen Sommer durch die Medien ging: Dabei hatte ein frisch gebackener Vater seine neugeborene Tochter jeden Tag zum Kuscheln auf die Brust gelegt. Nach einer gewissen Zeit fiel bei dem Mädchen eine Klitoris-Hypertrophie auf. In den Medien war vom »Mikro-Penis« die Rede. Der Grund: Der Mann trug sein Testosterongel auf die Brust auf und wahrte nicht genügend zeitlichen Abstand.
In der Tat gibt es Fallberichte in der Literatur und Spontanmeldungen, die zeigen, dass Kinder und Haustiere nach engem Körperkontakt zu Anwendern topischer Hormonprodukte klinische Symptome einer hormonellen Exposition entwickeln können. So gibt es jene Fallberichte von Kleinkindern mit Veränderungen wie Penis- oder Klitoris-Vergrößerung, Akne und Entwicklung von Schambehaarung nach Kontakt mit Testosteron-Cremes oder -Gelen, die die Väter auf Arme oder Brust aufgetragen hatten. Auch über präpubertäre Jungen mit Gynäkomastie, deren Mütter Estradiol-haltige Rezepturen anwendeten, wird berichtet.
Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) und Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) warnten 2022 im »Bulletin für Arzneimittelsicherheit« vor der unbeabsichtigten Übertragung.