Kretschmer: Apothekenreform braucht Dialog |
Als Beispiel für schlechte gesetzliche Regelungen nannte Kretschmer etwa die Gestaltung der Arzneimittel-Austauschliste angesichts der Lieferengpass-Problematik. Hier kritisiert die Apothekerschaft, dass die Liste nicht wie ursprünglich angedacht den Austausch für die Apothekenseite wesentlich erleichtere. Denn viele Prüfpflichten bleiben bestehen. »Viele Punkte könnten hier anders sein, wenn Ihre Expertise bei der Planung besser hätte einfließen können«, so Kretschmer.
Gegenüber der sächsischen Apothekerschaft unterstrich der Minister seinen Willen zu guter Kooperation. Mit Blick auf die notwendigen Reformen zur Stärkung der Vor-Ort-Apotheken und dem Erhalt der flächendeckenden Versorgung wünsche er sich, »dass wir nah beieinander sind und gemeinsam kluge Vorschläge erarbeiten, die dann auch bundespolitisch umgesetzt werden«.
Auch zwischen den Bundesländern setzt Kretschmer auf enge Zusammenarbeit, etwa wenn es um die Nachwuchssicherung bei den Heilberufen geht. Als Beispiel nannte er Brandenburg und die dortige Entstehung einer medizinischen Hochschule in Cottbus. Ab 2026 sollen dort 200 Medizinstudierende starten. Zwei Milliarden Euro hat das Nachbarland laut Kretschmer dafür bereitgestellt.
Ein Studiengang Pharmazie ist bislang jedoch nicht geplant. »Was für die Ärzteschaft gemacht wird, muss auch für die Pharmazie möglich sein«, forderte Kretschmer. Seit Jahren kämpft Brandenburgs Apothekerkammer für die Einrichtung eines Studiengangs Pharmazie. Bislang jedoch ohne Erfolg. Brandenburg ist neben Bremen das einzige Bundesland, in dem kein Pharmaziestudium möglich ist. Die Entwicklung in Brandenburg habe Strahlwirkung für Sachsen. »Wir brauchen die Kooperation zwischen den Ländern zur Nachwuchssicherung«, unterstrich Kretschmer.
Auf die Frage, welche Möglichkeit er auf landespolitischer Ebene sehe, um in Sachsen den Strukturdefiziten in der flächendeckenden Versorgung entgegenzuwirken, sagte Kretschmer, er setze auf eine eigenwirtschaftliche Lösung. Es gelte die Freiberuflichkeit zu erhalten. Es brauche »mehr Freiheit und Eigenverantwortlichkeit, weniger Staat«. Dazu brauche es eine Reform-Gesetzgebung auf Bundesebene.
Es gehe darum, Prioritäten zu setzen: das zu stärken, was wirklich wichtig ist. Dabei dürfe »Eigenleistung nicht in Watte gepackt« werden. »Die staatliche Regulierung ist das Problem«, so der Ministerpräsident.
In diesem Zusammenhang kritisierte Kretschmer auch die Regulierungswut auf EU-Ebene. Mittlerweile sind zwei Drittel der Regelungen Verordnungen, die unmittelbar gelten. Es bedürfe eines breiteren Rahmens, mehr Flexibilität auf Basis von Richtlinien statt Verordnungen, mahnte Kretschmer.
Auch um hierzulande das Apothekenwesen mit seiner Freiberuflichkeit zukunftsstark zu machen, brauche es den politischen Dialog mit der Apothekerschaft. »Die Themen in der Apotheke sind so komplex, das geht nur mit Ihrer Expertise.«