Krebsimmuntherapie zur subkutanen Anwendung |
Brigitte M. Gensthaler |
16.01.2024 13:00 Uhr |
Statt intravenös kann die Immuntherapie mit Atezolizumab künftig auch subkutan erfolgen. Das spart den Patienten viel Zeit. / Foto: Adobe Stock/Seventyfour
Atezolizumab ist ein Checkpoint-Inhibitor für die Immuntherapie bei Krebs. Der humanisierte monoklonale Immunglobulin-G1-Antikörper bindet direkt an PD-L1 (Programmed Death-Ligand 1) auf Tumorzellen und/oder tumorinfiltrierenden Immunzellen und unterbindet die Signalweiterleitung. Dadurch wird die antitumorale Immunantwort reaktiviert. Die Infusionslösung zur intravenösen Applikation ist für eine Reihe von malignen Tumoren zugelassen, darunter Lungen-, Brust-, Leber- und Blasenkrebs. Im vergangenen Jahr wurden laut Roche mehr als 38.000 Patienten in Europa damit therapiert.
Die neue Darreichungsform soll Ärzten und Patienten Vorteile bieten, vor allem durch eine deutlich kürzere Applikationszeit: Die subkutane Injektion dauert etwa sieben Minuten gegenüber 30 bis 60 Minuten einer intravenösen Infusion. Tecentriq sei die erste PD-L1-Krebsimmuntherapie zur subkutanen Anwendung, teilt das Unternehmen mit.
Die Zulassung der subkutanen Arzneiform stützt sich auf Daten der Phase-IB/III-Studie IMscin001 mit rund 370 vorbehandelten Patienten mit fortgeschrittenem nicht kleinzelligen Lungenkarzinom (NSCLC). Danach waren die Wirkstoffkonzentrationen im Blut nach subkutaner Gabe vergleichbar mit denen bei intravenöser Zufuhr. Das progressionsfreie Überleben, die objektive Ansprechrate und die Inzidenz von Anti-Atezolizumab-Antikörpern waren ebenfalls vergleichbar, heißt es in der Phase-III-Studie. Kürzlich aktualisierte Daten zum medianen Gesamtüberleben und anderen Wirksamkeits-Endpunkten von Tecentriq® SC seien mit einer Nachbeobachtungszeit von 9,5 Monaten mit früheren Studienergebnissen vergleichbar, meldet Roche. Es habe keine neuen Sicherheitssignale gegeben.
In der subkutanen Arzneiform wird der Antikörper kombiniert mit rekombinanter menschlicher Hyaluronidase PH20 (Enhanze®-Technologie von Halozyme Therapeutics). Das Enzym rHuPH20 baut subkutanes Hyaluron ab, wodurch der Antikörper schnell in den Blutkreislauf gelangt. Diese Kombination in Tecentriq SC wurde erstmals im August 2023 in Großbritannien zugelassen. Nach Angaben von Roche soll das Präparat in wenigen Tagen in Deutschland lieferfähig sein.