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Hydroxychloroquin

Kontroverse Studie zurückgezogen – endlich

Eine Studie, die während der Coronapandemie eine angebliche Wirksamkeit von Hydroxychloroquin bei Covid-19 gezeigt haben sollte, ist zurückgezogen worden – viereinhalb Jahre nach ihrem Erscheinen.
Annette Rößler
19.12.2024  18:00 Uhr

Die Karriere des Wirkstoffs Hydroxychloroquin (HCQ) während der Coronapandemie zeigt exemplarisch, welche negativen Konsequenzen es haben kann, wenn unter Zeitdruck geforscht und publiziert wird, diese Ergebnisse dann von einer breiten Öffentlichkeit vorschnell für unumstößlich angesehen werden – und schließlich auch noch die Politik mitmischt. Nun ist der Erzählung von HCQ und dem Coronavirus ein weiteres Kapitel hinzugefügt worden: Eine wichtige Studie, die den Hype seinerzeit mit entfachte, wurde zurückgezogen.

Das als Malariamittel altbekannte HCQ war eine der Substanzen, die in den Anfängen der Pandemie in In-vitro-Studien eine potenzielle Wirksamkeit gegen SARS-CoV-2 gezeigt hatten. Eine der daraufhin initiierten klinischen Studien mit HCQ war die nun zurückgezogene Studie, deren Ergebnisse im Juli 2020 im »International Journal of Antimicrobial Agents« publiziert wurden. Sie bestätigte angeblich eine Wirksamkeit des Malariamittels bei Covid-19 – und schlug mit fast 3400 Zitierungen hohe Wellen. Weitere Studien konnten das positive Ergebnis nicht bestätigen und zeigten im Gegenteil eine fehlende Wirksamkeit bei potenziell gefährlichen Nebenwirkungen.

HCQ bei Covid-19 war nicht nur nutzlos, sondern sogar schädlich

Mittlerweile wird daher davon ausgegangen, dass der verfrühte Einsatz von HCQ allein in Studien fast 17.000 Menschenleben kostete. Einen Anteil am Rummel um HCQ hatte sicherlich auch US-Präsident Donald Trump, der das Mittel als »Game Changer« bezeichnet und den Einsatz propagiert hatte, ohne sich um die klaffenden Evidenzlücken zu scheren. Zwischenzeitlich erteilte die US-Arzneimittelaufsicht FDA HCQ und Chloroquin sogar eine Notfallzulassung bei Covid-19, widerrief diese jedoch wieder, nachdem eine Wirksamkeit wiederholt nicht gezeigt werden konnte.

Dass die besagte Studie nun zurückgezogen wurde, ist dem Wissenschaftsjournal »Nature« einen eigenen »News«-Beitrag wert. »Dieses Paper hätte niemals publiziert werden sollen – oder es hätte unmittelbar nach seinem Erscheinen zurückgezogen werden sollen«, gibt Dr. Elisabeth Bik, eine auf die Aufdeckung von Bildmanipulationen spezialisierte Mikrobiologin und Beraterin zu wissenschaftlicher Integrität aus San Francisco, darin zu Protokoll.

Eine zentrale, sehr ungute Rolle im Zusammenhang mit dieser Studie, aber auch weiteren Publikationen habe laut »Nature« Professor Dr. Didier Raoult gespielt, der damalige Direktor des in Marseille ansässigen Instituts hospitalo-universitaires (IHU). In der Pandemie habe er schnell weltweiten Ruhm erlangt, doch mittlerweile hätten französische Ermittler herausgefunden, dass er und das IHU in zahlreichen Studien ethische Standards verletzt hätten. Nicht nur diese Studie, bei der Raoult als Seniorautor fungierte, sei zurückgezogen worden, sondern insgesamt 32 Publikationen des IHU, 28 davon mit Autorschaft Raoult. Gegen 230 weitere Publikationen des Instituts seien bereits Bedenken angemeldet worden. Raoult ist mittlerweile als Institutsdirektor zurückgetreten.

Die Rücknahme der Studie setzt eine Reihe von Forschungsskandalen fort, bei denen zuletzt wichtige Ergebnisse der Alzheimer-Forschung, aber auch falsche Warnungen vor angeblichen Verunreinigungen der mRNA-Impfstoffe aufgedeckt wurden. So unterschiedlich diese Fälle auch sein mögen, haben sie doch eines gemeinsam: Es hat sehr lange gedauert, bis die jeweilige Falschaussage korrigiert wurde – zu lange, um negative Folgen wie fehlgeleitete Forschungsbemühungen und/oder eine wachsende Impfskepsis noch abzuwenden.

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