Kommen die kostenlosen Bürgertests zurück? |
Die möglichen Ampel-Koalitionäre beraten derzeit mit der geschäftsführenden Bundesregierung über neue Coronavirus-Maßnahmen. / Foto: imago images/Ralph Peters
Sowohl die geschäftsführende Bundesregierung als auch die möglichen Ampel-Koalitionäre beraten derzeit über eine Wiedereinführung der kostenlosen Bürgertests. Über das Thema wird vor dem Hintergrund der stark steigenden Infektionszahlen diskutiert. Kostenlose Schnelltests gibt es seit dem 11. Oktober nur noch in Ausnahmefällen, etwa für Menschen, die sich nicht impfen lassen können, darunter Kinder unter 12 Jahren, sowie übergangsweise für 12- bis 17-Jährige und Schwangere.
Der an den Ampel-Verhandlungen beteiligten Grünen-Gesundheitsexperte und Arzt Janosch Dahmen erklärte auf Twitter: »Die Abschaffung der Gratistests durch die Große Koalition war falsch, die Tests müssen wieder eingeführt werden. Aber die Bürgertests müssen endlich überall mit QR-Code ausgestellt und in der Corona-Warn-App eingelesen werden.« Auch der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) berät mit den Parteien der voraussichtlichen Ampel-Koalition über die Wiedereinführung der kostenlosen Corona-Bürgertests. Das bestätigte ein Ministeriumssprecher am Montag in Berlin. Die Entscheidung von Bund und Ländern im August für ein Ende der kostenfreien Tests ab Oktober sei damals richtig gewesen. Seitdem sei bei den Erstimpfungen ein Anstieg zu erkennen, sagte der Sprecher.
2. Die Abschaffung der Gratistests durch die GroKo war falsch, die Tests müssen wieder eingeführt werden. Aber die Bürgertests müssen endlich überall mit QR-Code ausgestellt und in der Corona-Warn-App eingelesen werden. Das hilft bei der notwendigen digitalen Kontrolle!
— Janosch Dahmen (@janoschdahmen) November 8, 2021
Auch die geschäftsführende Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) steht einer Wiedereinführung kostenloser Tests für alle offen gegenüber, wie ihr Sprecher Steffen Seibert am Montag sagte. Es müsse viel getestet werden. Wenn man von möglichst vielen Infektionen wisse und die Dunkelziffer möglichst klein halte, gebe das mittelfristig mehr Sicherheit. Deshalb begleite Merkel solche Überlegungen durchaus positiv.
Trotz der rasant steigenden Infektionszahlen ist die Mehrheit der Menschen in Deutschland laut einer aktuellen Umfrage aber gegen eine Wiedereinführung kostenloser Tests. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur sprechen sich 54 Prozent für eine Beibehaltung der aktuellen Regelung aus, nach der Corona-Tests nur in Ausnahmefällen nichts kosten. Nur 38 Prozent sagen, die Tests sollten wieder für alle kostenfrei sein. 8 Prozent machen keine Angabe.
Die Überlegungen der möglichen-Ampel-Koalitionen gehen aber über die Wiedereinführung der Bürgertests hinaus. Der Grünen-Experte Dahmen forderte darüber hinaus, dass man bei Veranstaltungen im Innenraumbereich deutschlandweit eine 2G-Regelung benötige. Um die Impfquote schneller zu steigern, müssten die Impfzentren wieder aufgebaut werden und durch ambulante Angebote («Impfen in Apotheken«) ergänzt werden. Im »Gesundheits- und Bildungswesen« müsse es eine Impfpflicht geben, so Dahmen. Des Weiteren fordert der Grünen-Politiker ein verpflichtendes 3G-Konzept für alle Arbeitsplätze und die Verschiebung nicht akuter Operationen. Es ist nicht das erste Mal, dass Dahmen die Einbindung der Pharmazeuten in die Impfkampagne öffentlich fordert. Auf Nachfrage der PZ wollte sich der Grünen-Politiker – mit Verweis auf die laufenden Koalitionsverhandlungen – allerdings nicht zu möglichen Umsetzungsdetails äußern.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.