Können Laien maligne Melanome erkennen? |
Carolin Lang |
04.07.2024 14:30 Uhr |
Bei der Selbstuntersuchung der Haut kann die ABCDE-Regel helfen. Jeder Buchstabe steht für ein Warnzeichen: A wie Asymmetrie, B wie Begrenzung, C wie Colour (Farbe), D wie Durchmesser und E wie Erhabenheit. / Foto: Getty Images/Science Photo Library
Nur etwa jeder fünfte Studienteilnehmende, bei dem ein malignes Melanom (schwarzer Hautkrebs) festgestellt wurde, hatte vorab bedenkliche Läsionen identifiziert, wie die Arbeitsgruppe um Dr. Mike Climstein von der Southern Cross University, Bilinga, im Online-Fachjournal »PeerJ« berichtet.
In der standortübergreifenden Querschnittsstudie hatten die Teilnehmenden vor einem Ganzkörper-Hautkrebsscreening einen Fragebogen ausgefüllt, in dem sie mitunter angeben sollten, ob sie eine oder mehrere Läsionen haben, über die sie besorgt sind. Die Fragebögen füllten sie im Wartebereich der Kliniken aus.
Bei insgesamt 143 Männern und 117 Frauen wurden verdächtige Läsionen für maligne Melanome identifiziert und biopsiert. In 83 Fällen (31,9 Prozent) stellten sich diese tatsächlich als solche heraus. Etwa 21,7 Prozent der Betroffenen hatte vorab angegeben, wegen der entsprechenden Läsion besorgt zu sein. Unter den falsch negativen Einschätzungen (n = 65) stuften mehr Männer als Frauen die Läsion als nicht bedenklich ein (66,2 Prozent gegenüber 33,8 Prozent).
Ein invasives malignes Melanom erkannten die Teilnehmer mit größerer Wahrscheinlichkeit richtig als solches als ein Melanoma in situ (27,3 Prozent gegenüber 21,3 Prozent). Letzteres beschreibt das Frühstadium eines malignen Melanoms, bei dem sich die Melanomzellen bislang nur in der obersten Hautschicht befinden und die Basalmembran noch nicht durchbrochen haben. Insgesamt befanden sich die Melanome vor allem am Rücken, an der Schulter und am Oberschenkel.
»In der Literatur wird von Selbsterkennungsraten zwischen 40 und 75 Prozent berichtet. In unserer Studie zeigte sich jedoch, dass weniger als ein Viertel der Teilnehmer (21,7 Prozent Sensitivität) in der Lage war, eine bedenkliche Läsion selbst als malignes Melanom zu identifizieren«, schreibt das Forschungsteam. »Wobei die Tendenz dahin ging, die fortgeschritteneren, dickeren malignen Melanome zu erkennen.«
Da das maligne Melanom, insbesondere wenn es invasiv ist, mit einer hohen Sterblichkeit verbunden sei, führe die Unfähigkeit von Laien, diese Krebsläsionen zu erkennen, wahrscheinlich zu einer verzögerten Behandlung und einem möglicherweise ungünstigen Ergebnis, schlussfolgern sie.
Die Autorinnen und Autoren der S3-Leitlinie »Prävention von Hautkrebs« von September 2021 empfehlen neben dem standardisierten Hautkrebsscreening auch die routinemäßige Selbstuntersuchung der Haut. In Bezug auf individuelle Maßnahmen könnte diese eine Erfolg versprechende Methode zur Früherkennung maligner Hauttumoren sein, da sie kostenlos und frei von Unannehmlichkeiten sei, heißt es.
Insbesondere Risikopersonen sollen demnach so geschult werden, dass sie eine Selbstuntersuchung der Haut durchführen können. Die Evidenz sei jedoch hinsichtlich Qualität und Quantität limitiert. Es sei nach wie vor unklar, ob die Selbstuntersuchung zu einem verbesserten Outcome in Bezug auf Morbidität und Mortalität führt.